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Ein Mitglied der Polizei-Spezialeinheit nach den Detonationen.

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Zahlreiche Helfer waren nach der Explosion im Einsatz.

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Polizisten tragen die Särge der getöteten Kollegen.

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Istanbul – Istanbul ist neuerlich von schweren Anschlägen erschüttert worden: Bei zwei Bombenexplosionen vor einem Fußballstadion und in einem Park im Zentrum der türkischen Metropole wurden nach Regierungsangaben mindestens 38 Menschen getötet, die meisten von ihnen Polizisten. 30 Polizisten und sieben Zivilisten seien getötet worden, teilte das Innenministerium am Sonntagmorgen mit. Ein Toter sei noch nicht identifiziert. Zudem seien 155 Verletzte behandelt worden. Es sehe so aus, als ob die verbotene Kurdische Arbeiterpartei PKK hinter den Attentaten stehe. Bislang war von 29 Toten und 166 Verletzten die Rede gewesen.

Die pro-kurdische Partei HDP hat den Doppelanschlag scharf verurteilt. "Mit den zwei Bombenanschlägen in Istanbul herrscht in den Häusern vieler Familien wieder Trauer. Wir verurteilen diese Anschläge aufs Schärfste. Wir sind sehr traurig und teilen den Schmerz", hieß es in einer Mitteilung der Parteizentrale am Sonntag.

Innenminister droht mit Rache

Präsident Recep Tayyip Erdogan hat am Sonntag Vergeltung angekündigt. Das wichtigste sei jetzt der Kampf gegen die "Pest des Terrors", sagte Erdogan nach einem Besuch bei Verletzten vor Journalisten in Istanbul. Er machte keine Angaben zu mutmaßlichen Tätern, sagte jedoch, dass diese einen "noch höheren Preis" bezahlen müssten.

Der türkische Innenminister Süleyman Soylu hat beim Begräbnis der am Samstagabend bei einem Doppelanschlag in Istanbul getöteten Polizisten den Attentätern Rache geschworen. "Früher oder später werden wir unsere Vergeltung bekommen. Dieses Blut wird nicht ungesühnt bleiben, egal was der Preis, egal was die Kosten sind", erklärte Soylu am Sonntag im Istanbuler Polizeihauptquartier.

Der Innenminister warnte zugleich all jene, die den Attentätern in Sozialen Medien ihre Sympathie und Unterstützung ausgesprochen hatten. Bisher hat sich niemand zu dem Doppelanschlag bekannt, bei dem 38 Menschen vor dem Besiktas Stadium im Zentrum Istanbuls getötet wurden. Die türkische Regierung macht jedoch die kurdische Terrororganisation PKK verantwortlich.

Eintätige Staatstrauer

Nach den schweren Anschlägen hat die Türkei eine eintägige Staatstrauer ausgerufen. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete, ordnete Ministerpräsident Binali Yildirim an, dass die Flaggen am Sonntag auf halbmast gesetzt werden.

Präsident Recep Tayyip Erdogan nannte die Anschläge "abscheulich". Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand. Nach Angaben von Innenminister Süleyman Soylu war kurz nach einem Fußballspiel zwischen den türkischen Erstligaclubs Besiktas und Bursaspor um 22.29 Uhr (Ortszeit, 20.29 Uhr MEZ) eine Autobombe vor der Vodafone Arena, dem Stadion von Besiktas, explodiert. Der Anschlag galt seinen Angaben zufolge einem Bus mit Polizisten, die das Fußballspiel abgesichert hatten. 45 Sekunden später habe sich im nahegelegenen Macka-Park ein Selbstmordattentäter in einer Gruppe Polizisten in die Luft gesprengt.

Fernsehbilder zeigten schwer beschädigte Polizeifahrzeuge sowie ein brennendes Auto und mehrere Rettungswagen. Nach Angaben von Augenzeugen gingen zudem mehrere Fenster von benachbarten Häusern zu Bruch. Die Polizei riegelte das gesamte Gebiet rund um die Vodafone Arena ab, die im Stadtteil Besiktas im europäischen Teil der Metropole liegt. Die Gegend zwischen dem Taksim-Platz und dem ehemaligen Sultanspalast Dolmabahce ist auch bei Touristen sehr beliebt.

"Hässliches Gesicht des Terrorismus"

Erdogan sprach von einem "Terrorakt", der sich gegen die türkischen Sicherheitskräfte und die Menschen in Besiktas gerichtet habe. Die zwei Explosionen unmittelbar nach dem Ende des Fußballspiels hätten offenbar möglichst viele Menschen töten sollen. Die Menschen in Istanbul hätten wieder einmal "das hässliche Gesicht des Terrorismus" miterlebt, der "Werte und Moral mit Füßen tritt".

Nach Berichten türkischer Staatsmedien hielt Erdogan sich zum Zeitpunkt des Anschlags in seiner Istanbuler Residenz im Vorort Tarabya auf. Im Dolmabahce-Palast hat Regierungschef Binali Yildirim seine Istanbuler Büros.

Vize-Regierungschef Numan Kurtulmus erklärte, der Anschlag habe sich ganz klar gegen die Polizei gerichtet. Auch Besiktas verurteilte den Anschlag. Nach Angaben des Fußballklubs gab es unter den Anhängern und Spielern beider Fußballklubs keine Verletzten.

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Ein vollkommen zerstörter Kleintransporter zwischen Vodafone-Arena und dem Luxushotel Süzer Plaza der Ritz-Carlton-Kette.
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In Istanbul hatte es in diesem Jahr schon mehrere schwere Anschläge gegeben, für die die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) oder deren Splittergruppe Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) oder die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) verantwortlich gemacht wurden. Istanbul war auch einer der Hauptschauplätze des blutigen Putschversuchs Mitte Juli.

Zu den Anschlägen am Samstag bekannte sich zunächst niemand. Nach Angaben von Innenminister Soylu wurden bereits kurz nach dem Anschlag zehn Verdächtige festgenommen und in Gewahrsam genommen worden. Laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu übernahm die Anti-Terror-Abteilung der Istanbuler Staatsanwaltschaft die Ermittlungen. (APA, 11.12.2016)