Keith Emerson, Greg Lake und Carl Palmer (v. li.), aufgenommen 1972.

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Wien – Seine Stimme war hell und rein: ein zum Schmelzen bringender Ableger des Canterbury-Folk, auch wenn Greg Lake selbst aus dem südenglischen Poole stammte. Zusammen mit seinem Schulfreund Robert Fripp nahm Lake das bahnbrechende Debüt von King Crimson auf. In the Court of the Crimson King (1969) steckte mit seinen surrealen Texten (von Peter Sinfield) das Feld des Progressive Rock ab. Besser sollte es danach nie mehr werden. Wer aber jemals die Songzeile "Confusion will be my epitaph..." aus dem Munde Lakes gehört hatte, war für die Sache des "schwarzen" Blues erst einmal rettungslos verloren.

Der Sänger und Bassist verließ Crimson, um im Verein mit Keyboarder Keith Emerson und Drummer Carl Palmer das Prinzip des Gigantomanismus in den Rock‘n‘Roll einzuführen. ELP schmeichelten der progressiven 1970er-Jugend mit allerhand Bildungszitaten. Emerson, Lake & Palmer bastelten nicht Songs, sondern es mussten gleich Suiten sein. Statt Howlin Wolf setzte es Belá Bartók und Paukensoli. In der Retrospektion überhört man gerne Lakes delikate vokale Beiträge. Sie machten die verschwurbelte Instrumentalgymnastik erst goutierbar. Ihretwegen lauschte man ergriffen Tarkus, man ergötzte sich an Jerusalem (nach William Blake) oder quittierte freudig Lakes Anknüpfung an die Tradition des Lautenspiels.

Nach 1976 existierten ELP im On-/Off-Modus. Punk blies den Progrock von den Ladentheken. Die Helden von einst verstauten die Silberglitzermäntel im Kasten und stopften sich dicke Schulterpolster in die Sakkos. Lake, der massige Mann mit der sanften Monsterstimme, tauchte bei Asia auf oder tourte mit Ringo Starrs All-Star-Band. Nicht lange nach Keith Emerson ist Greg Lake jetzt 69-jährig gestorben. Er hatte Krebs. Trotz allem gilt: "Ooooh, what a lucky man he was....". (Ronald Pohl, 8.12.2016)