Braune Zwerge – weder Stern, noch Planet – könnten in ihrer Atmosphäre theoretisch Leben beherbergen.

Illustr.: NASA/JPL-Caltech

Edinburgh – Braune Zwerge stellen ein ungewöhnliches Zwischending dar: Um die Wasserstofffusion zu zünden, die sie zu einem echten Stern machen würde, besitzen sie nicht genug Masse. Immerhin aber reicht es für die Deuteriumfusion, was sie von herkömmlichen Gasplaneten unterscheidet. Außerdem sind sie meist allein zwischen den Sternensystemen unterwegs.

Die Himmelskörper mit 13- bis 75-facher Jupitermasse dürfen nach bisheriger Beobachtung in unserer Galaxie verhältnismäßig häufig vorkommen. Der nächstgelegene Braune Zwerg liegt nur 6,5 Lichtjahre von der Erde entfernt. Bisher richteten Astronomen auf der Suche nach einer potenziellen Heimat für außerirdische Lebensformen ihre Teleskope auf erdähnliche Exoplaneten, doch möglicherweise könnten auch Braune Zwerge ein Refugium für Leben bieten.

Habitable Regionen

Das zumindest halten Forscher um Jack Yates von der University of Edinburgh für möglich. Aufgrund bisheriger Beobachtungen vermuten die Wissenschafter, dass in den höher gelegenen Schichten der Atmosphäre von Braunen Zwergen Temperaturen und Druckverhältnisse herrschen, bei denen Wasser – möglicherweise in Wolkenform – flüssig bleibt und Zellen überleben könnten.

Darüber hinaus wären alle notwendigen chemischen Grundlagen vorhanden: "Nach gängigem Wissen enthält die Atmosphäre Brauner Zwerge die meisten für das Leben nötigen Elemente, darunter Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff und Schwefel", meint Yates.

Es sei daher nicht unwahrscheinlich, dass in dieser "atmosphärischen habitablen Zone" Lebensformen schweben, die ihre Energie aus der Wärme des Braunen Zwergs oder aus chemischen Prozessen gewinnen, glauben die Wissenschafter. Um ihre These zu untermauern, berechnete das Team um Yates jene Bedingungen, die in der Gashülle von WISE 0855-0714 vorzufinden wären, eines Braunen Zwergs vom Typ Y in 7,2 Lichtjahren Entfernung.

Je windiger, umso größer

Für diese Umwelt nahmen sie sich die in der oberen Erdatmosphäre schwebenden Mikroben zum Vorbild und entwickelten eine Computersimulation einer künstlichen Evolution. Dabei zeigte sich, dass die Größe der möglichen Lebensformen von den Windgeschwindigkeiten abhängt: Bei ruhigen atmosphärischen Verhältnissen wären die Organismen winzig. Stürmt es dagegen, würden sich eher größere Lebewesen entwickeln, berichte die Wissenschafter in ihrer Studie.

Auch auf die Frage, wie solche Organismen entstehen könnten, haben die Wissenschafter mögliche Antworten parat: So könnten etwa winzige Staubkörnchen der Evolution als eine Art Katalysator dienen, auf denen sich biochemischen Lebensbausteine zusammenfinden. Darüber hinaus könnten auch Asteroiden und Kometen die nötigen Lebenskomponenten mitgebracht haben.

Einen Beweis für diese Szenarien liefert vielleicht das James-Webb-Weltraumteleskop der Nasa ab 2018. Der Nachfolger des Hubble-Weltraumteleskops besitzt eine Auflösung, die ausreicht, um in den habitablen Atmosphärenschichten nahe gelegener Brauner Zwerge chemische Hinweise auf potenzielles Leben zu erkennen. Mithilfe von Spektralanalysen wäre das Teleskop sogar dazu in der Lage, die Organismen selbst aufspüren. (red, 6.12.2016)