Zürich – Nefertari, die "Große königliche Gemahlin" von Ramses II., war eine der bedeutendsten Frauen des alten Ägypten. In zeitgenössischen Abbildungen wurde sie häufig in gleicher Größe neben dem Pharao dargestellt – eine Seltenheit, die als weitgehende Gleichstellung interpretiert wird.

Die Entdeckung prächtiger Wandmalereien in ihrem Felsengrab war es auch, die Nefertari in der Neuzeit zur Berühmtheit verhalf. 1904 hatte der italienische Ägyptologe Ernesto Schiaparelli das Grab gefunden– allerdings war es bereits in der Antike geplündert worden. Vom einstigen Grabschatz war nichts mehr übrig. Der Sarkophag war aufgebrochen, die Mumie entnommen worden.

Bildnis der Nefertari.
Foto: C. Turroni

Rätselhafte Reste

Neben dem Deckel des Sarkophags und einigen wenigen Artefakten wurden zwei mumifizierte Beine in der Grabkammer entdeckt – sie befinden sich seither im Ägyptischen Museum in Turin. Bis heute ist allerdings unklar, ob sie tatsächlich die der Nefertari sind. Sie könnten auch aus einem anderen geplünderten Grab stammen und von den Grabräubern in der Kammer hinterlassen worden sein.

Forscher um Frank Rühli von der Universität Zürich sind der Lösung dieses Rätsels nun ein gutes Stück näher gekommen: Demnach spricht sehr vieles dafür, dass es sich tatsächlich um die Beine und Knie der Königin handelt. Wie die Wissenschafter in "Plos One" berichten, untersuchten sie die Knochen und Bandagen mithilfe unterschiedlicher Methoden, darunter DNA-Analysen und Radiokarbon-Datierung.

Königliche Knie? Die Hinweise darauf verdichten sich.
Foto: Joann Fletcher

Hohe Wahrscheinlichkeit, keine Gewissheit

"Wir können sagen, dass es sich wahrscheinlich um eine Frau handelte, die mit etwa 165 Zentimetern zu den größten rund fünfzehn Prozent der damaligen Bevölkerung zählte", sagte Rühli. Die Struktur der Knochen weise zudem keine Spuren harter physischer Arbeit auf. Das Alter der Toten dürfte wiederum bei 40 bis 60 Jahren liegen. Historischen Quellen zufolge sei Nefertari mit 40 bis 50 Jahren gestorben, so die Wissenschafter.

Die Einbalsamierungstechnik passe hingegen zur 18. und 19. Dynastie. "In Kombination mit der Radiokarbon-Datierung kommen wir dann eher auf die 19. Dynastie, also den richtigen Zeitraum, in dem Nefertari lebte", sagte Rühli. Die Königin dürfte um das Jahr 1250 vor unserer Zeitrechnung gestorben sein.

Eine abschließende Klärung der Identität der Mumie mittels DNA-Analysen war jedoch nicht möglich. Rühli: "Die Proben waren einfach zu stark kontaminiert." Doch auch wenn endgültige Aussagen ausbleiben müssen, hätten die neuen Untersuchungen die Wahrscheinlichkeit deutlich erhöht, dass es sich um Überreste der Nefertari handelt. (red, sda, 5. 12. 2016)