In einer Studie mit einem kleinen Patienten-Kreis, kam es nach der Impfung bei einem Patienten zu einem partiellen Rückgang der Erkrankung. Bei 13 von 25 Patienten stabilisierte sich die Erkrankung, bei zwei Betroffenen sogar für 72 bzw. 54 Wochen.

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Derzeit ist die sogenannte Immuntherapie bei immer mehr Krebserkrankungen hoch im Kurs. Bei dem innovativen Ansatz geht es um das Lösen jener "Bremsen", die das körpereigene Abwehrsystem des Menschen daran hindern, den Tumor anzugreifen. Auch aktive Impfungen könnten Erfolg versprechen, hieß es kürzlich beim Welt-Lungenkrebs-Kongress (IASLC) mit rund 6.000 Experten in Wien.

Es geht dabei um die Krebsvakzine BI 1361849. Die Vakzine umfasst kleine, sogenannte Messenger-RNA-Ketten, die für sechs Proteine von nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen kodieren, die nach der Impfung dann im Körper produziert werden. Das Injizieren der Vakzine soll über die Bildung der Karzinom-Proteine zu einer gesteigerten Immunantwort gegen den Tumor führen.

Alexandros Papachristofilou von der Universitätsklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie in Basel und seine Co-Autoren haben eine Studie mit der Vakzine durchgeführt. Sie erfolgte noch an einem relativ kleinen Kreis von Patienten (26) und sollte vor allem mögliche Nebenwirkungen aufdecken sowie Hinweise auf immunologische Reaktionen auf die Vakzine bei den Geimpften geben. Eine statistische Aussage über eine Wirkung lässt sich aus solchen frühen Studien nicht ableiten.

Nur geringe Nebenwirkungen

Die Kranken erhielten zwei Impfstoff-Dosen vor einer geplanten Strahlentherapie. Danach wurden die Impfungen wiederholt, gleichzeitig erhielten viele der Patienten (17 insgesamt) eine Chemotherapie (Pemetrexed, 15 Patienten) oder eine zielgerichtete Therapie (Tyrosinkinase-Hemmer, zwei Patienten).

Das erste Ergebnis: Die meisten Patienten registrierten bloß geringe Nebenwirkungen auf die Vakzine, zum Beispiel Rötungen an der Impfstelle und grippe-ähnliche Symptome. Bei zwei der Geimpften traten Abgeschlagenheit oder Fieberzacken auf.

"Bei einem Erkrankten kam es zu einem partiellen Rückgang der Erkrankung. Er erhielt auch Pemetrexed. Bei 13 von 25 Patienten stabilisierte sich die Erkrankung, wobei bei zwei Betroffenen eine bemerkenswert lange Stabilisierung von 72 bzw. 54 Wochen Dauer auftrat", betonte Papachristofilou.

Eine "Krebsimpfung", welche das Immunsystem gegen das Lungenkarzinom anheizen sollte, müsste eigentlich auch außerhalb des Wirkungsfeldes einer lokal effektiven Strahlentherapie eine Auswirkung haben. Anhaltspunkte für einen solchen Effekt wurden bei sieben Patienten beobachtet. Man konnte bei der Mehrzahl der Geimpften eine Immunantwort messen. Wegen der geringen Anzahl behandelter Patienten sind Schlussfolgerungen zur Wirksamkeit schwierig, aber der Impfstoff wurde in dieser Studie gut vertragen und löste bei der Mehrzahl der Patienten Immunantworten in Kombination mit Strahlentherapie, Pemetrexed oder sogenannten Tyrosinkinase-Hemmern aus, stellten die Experten abschließend fest.

Weitere Ergebnisse

Weiters auf dem IASLC besprochen wurde auch das Thema Lungenkrebstherapie im Alter. Weil die Häufigkeit von Krebs in den späteren Lebensjahren steigt, ist mit einer Zunahme der Lungenkarzinomerkrankungen im hohen bis höchsten Alter zu rechnen. Auch über 80-Jährigen sollten operiert werden, wenn dies möglich ist. Das zeigt eine Studie, die ebenfalls beim Kongress vorgestellt wurde.

Florian Kocher von der Abteilung für Hämatologie und Onkologie der MedUni Innsbruck und seine Co-Autoren untersuchten die Daten von 453 Lungenkrebspatienten, bei denen der Tumor in einem relativ frühen Stadium mit Video-assistierter minimal-invasiver Chirurgie entfernt wurde. 28 dieser Patienten (6,2 Prozent) waren über 80 Jahre alt. Im Rahmen der minimal-invasiven chirurgischen Behandlung bei diesen Lungenkarzinompatienten zeigten sich zwischen den jüngeren (unter 80-jährigen) Patienten und den älteren keine statistisch relevanten Unterschiede bezüglich der Komplikationen rund um den Eingriff oder bezüglich der Prognose.

Auch über 80-Jährige operieren

Der Eingriff dauerte bei den jüngeren Lungenkarzinompatienten im Durchschnitt 175 Minuten, bei den älteren 156 Minuten. Die durchschnittliche Spitalsaufenthaltsdauer betrug in beiden Gruppen zehn Tage. "Die Zeit bis zum Wiederauftreten der Erkrankung unterschied sich mit 72,1 versus 58,4 Monaten und einer Drei-Jahres-Überlebensdauer von 93,3 Prozent bzw. 87 Prozent ebenfalls nicht statistisch signifikant", wurde Kocher in einer Aussendung zitiert.

Somit sollten über 80-Jährige, sofern diese zum Diagnosezeitpunkt eines Lungenkarzinoms operabel sind, genauso wie jüngere Patienten behandelt werden. Höheres Alter sollte also nicht als Argument gegen eine potenziell hoch wirksame Therapie genannt werden. Über 80-Jährige sind buchstäblich "tough". Das gilt auch für Patienten mit Lungenkarzinomen. (APA, 5.12.2016)