Edinburgh – Nach ungefähr 70 Jahren schließt sich in Comrie in Schottland eine ungewöhnliche Geschichte: Die älteren Einwohner des Dorfes kommen in den Genuss einer Erbschaft von 384.000 Pfund (458.000 Euro), die ihnen das frühere Waffen-SS-Mitglied Heinrich Steinmeyer vermacht hat, berichteten britische Medien am Samstag.

Steinmeyer, der 2013 mit 90 Jahren starb, hat den Schotten sein kleines Vermögen vermacht, um sich für ihre "Freundlichkeit und Großzügigkeit" während seiner Zeit als Kriegsgefangener Ende des Zweiten Weltkriegs zu bedanken.

Freundliche Schotten

Steinmeyer wurde gegen Ende des Krieges, als er gerade 19 Jahre alt war, in Frankreich gefangen genommen und von dort in das Kriegsgefangenenlager Cultybraggan bei Comrie gebracht. "Während der gesamten Gefangenschaft war Heinrich Steinmeyer erstaunt über die Freundlichkeit, die die Schotten ihm entgegenbrachten", sagte Andrew Reid vom Comrie-Entwicklungsfonds, der das Erbe verwaltet.

Nach dem Krieg war Steinmeyer eine ganze Zeit in Schottland geblieben, später kehrte er wiederholt zu Besuchen zurück. Der Erlös von Steinmeyers Haus und anderen Besitztümern soll nun nach den Beschlüssen der örtlichen Gemeinschaft für die älteren Bewohner Comries ausgegeben werden.

Kinoabend für den Kriegsgefangenen

Den Überlieferungen zufolge freundeten sich der Gefangene Steinmeyer und die Jugend des Dorfes bei Gesprächen am Maschendrahtzaun des Lagers an. "Sie hörten, dass Heinrich noch nie einen Film gesehen hatte", sagte George Carson, der die Geschehnisse von der Elterngeneration geschildert bekam. "Sie holten ihn aus dem Lager und brachten ihn ins Kino – er war von der Erfahrung völlig überwältigt." (APA, red, 4.12.2016)