Diesen Sonntag verabschiedete sich Klara Blum vom "Tatort" aus Konstanz, die Folge "Wofür es sich zu leben lohnt" war die letzte mit ihr als Kommissarin Eva Mattes. Wegen der Bundespräsidentenwahl war der "Tatort" im ORF nicht zu sehen, Klara Blum ermittelte also nur in der ARD.

Besuch bei alten Damen

Mehr als die Kommissare Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) werden wir ihn vermissen. Ihn, der in dreißig "Tatorten" immer dabei war und der nie störte: den Bodensee. Als sollte der Abschied erschwert werden, präsentiert sich das Schwäbische Meer auch gleich zu Beginn des letzten Bodensee-"Tatorts" Wofür es sich zu leben lohnt als große tintenblaue Stille, durch die ein einsames Boot gleitet.

Schnell ist es vorbei mit der Idylle, denn darin liegt – natürlich grausam ermordet – ein bekannter Rechtspopulist. Der darf in Rückblenden so ungeniert vor sich hinhetzen, dass man ungeduldig auf eine kluge, aufklärende Gegenrede der Kommissare wartet. Bedauerlicherweise bleibt diese aus.

Dafür kommt ein weiterer Mordfall ins Spiel – und dazu noch eine höchst interessante Damenrunde, gespielt von Hanna Schygulla, Irm Hermann und Margit Carstensen. Wie Mattes haben sie alle drei einst mit Regisseur Rainer Werner Fassbinder gearbeitet und zeigen nun, dass der Spruch "Früher war alles besser" nicht der falscheste ist.

Foto: SWR

Die Drei ziehen mit ihrer Hexenaura nicht nur Zuseher in ihren Bann, sondern auch die ansonsten so spröde Kommissarin. Überhaupt streift der letzte Bodensee-Tatort einige seiner sonst so biederen und beschaulichen Fesseln ab.

Wieder einmal ist die Lösung des Falles völlig uninteressant, aber der Besuch bei den alten Damen lohnt sich allemal. Und falls jemanden in den letzten Sekunden beim Blick auf den Bodensee dann doch Wehmut befällt – nicht traurig sein: In der Region ermittelt bald ein neuer Tatort -Kommissar, und den spielt Harald Schmidt. (Birgit Baumann, 4.12.2016)

Foto: SWR

Schöner letzter Auftritt

"Ein schöner letzter Auftritt für Eva Mattes, das ewige Hippiegirl, dem man die vergangenen 14 Jahren mit spießigen Drehbüchern in trutschigem Ambiente zugesetzt hat. Es gab Ausnahmen, bei denen es sexuell und gesellschaftlich drunter und drüber ging, wo man Freisinniges ausprobierte, aber ganz überwiegend waren die Bodensee-"Tatorte" doch von einer ästhetischen und politischen Biederkeit, dass es Mattes selbst ab und an geschüttelt haben muss", schreibt Christian Buß dazu im "Spiegel".

Foto: SWR

Eine Art Versöhnungsangebot

"An diesem Sonntag also der letzte SWR-Tatort aus Konstanz, im kommenden Jahr nimmt ein neues Team im Schwarzwald seine Arbeit auf, und wenn man zurückblickt, ist der Abschied von Klara Blum nicht nur eine schlechte Nachricht. Als Zuschauer hat einen das Inspirationslose der SWR-Filme auch deshalb immer ein wenig ratlos gestimmt, als Eva Mattes unter den Tatort-Darstellern zu den besten Schauspielern zählt", so Katharina Riehl in der "Süddeutschen Zeitung". Insofern könne man es vielleicht "als eine Art Versöhnungsangebot verstehen, dass der Sender Mattes zum Abschied einen durchaus seltsamen, aber eben auch interessanten Film geschenkt hat". (red, 4.12.2016)

Foto: SWR