Zeig mir deinen Hintern, und ich sage dir, wer du bist! Schimpansen verfügen über besondere Fähigkeiten, Gesäße zu identifizieren.

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Leiden/Wien – Für gesellige Tiere wie Menschen und andere Primaten ist das individuelle Erkennen von Bekannten auch eine Frage des Überlebens. Bei Menschen geschieht das meist über das Gesicht und dessen Charakteristika. Im Gehirn gibt es deshalb spezielle Gehirnareale mit Neuronen, die direkt mit verschiedenen Aspekten der Gesichtswahrnehmung verknüpft sind und diese entsprechend effizient verarbeiten.

Diese vorkonfigurierte und daher besonders schnelle Verarbeitung zeigt sich unter anderem daran, dass wir uns extrem schwertun, ein um 180 Grad gedrehtes Gesicht zu identifizieren, während das Erkennen von anderen Objekten, die auf den Kopf gestellt sind, immer noch recht gut klappt.

Unverwechselbares Merkmal

Auch das Affengehirn hat ganz ähnliche Fähigkeiten zur Gesichtswahrnehmung, wie man längst weiß. Außerdem ist seit Studien des Primatologen Frans de Waal vor zehn Jahren bekannt, dass Primaten ihre Artgenossen anhand eines zweiten unverwechselbaren Merkmals schnell identifizieren können: nämlich anhand des Hinterteils.

Die Neuropsychologin Mariska Kret (Uni Leiden) hat mit ihrem japanischen Kollegen Masaki Tomonaga an dieser Frage weitergeforscht: Konkret interessierte die Wissenschafter, ob die Hinterteilerkennung bei den Schimpansen ähnlich erfolgt wie die Gesichtserkennung beim Menschen. Dazu ließ sie 107 Schimpansen der Uni Amsterdam Experimente zu Experimenten antreten.

Im ersten Schritt mussten sie bekannte Gesäße zuordnen, im zweiten die auf den Kopf gestellten Hinterteile ihrer bekannten Artgenossen identifizieren. Letzteres dauerte sehr viel länger und war weitaus schwieriger, wie die Forscher im Fachblatt "PLoS One" unter dem schönen Titel "Getting to the Bottom of Face Processing" berichten.

Anschwellende Analregion

Kret und Tomonaga lieferten auch noch eine Erklärung nach, warum Schimpansen eine vorkonfigurierte Poerkennung haben: Das Hinterteil der Artgenossen liefert nämlich wichtige Informationen über ihr Gegenüber. So zeigt der Po von Weibchen an, ob diese gerade fruchtbar sind. Dann nämlich schwillt ihre Analregion an und färbt sich rötlich.

Männchen müssen das schnell erkennen und zugleich auch wissen, zu wem der Po gehört, um Inzucht zu vermeiden. Beim Menschen gibt es laut evolutionärer Psychologie noch eine Nachwirkung dieses Signals: Rote Kleider machen Frauen ihrer Meinung nach besonders attraktiv. (tasch, 2.12.2016)