"Das Duell" in ORF 2.

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Als 1997 Mike Tyson seinem Boxgegenüber Evander Holyfield, mit dem ihn außerhalb des Rings sicher tiefer Respekt verband, ein Stück des Ohres abbiss, brach der Schiedsrichter ab, disqualifizierte den Beißer. Ingrid Thurnher standen beim Hofburgduell solche Möglichkeiten nicht zur Verfügung.

Da gab es zwar diese lästigen Gongs, die blechern das Redezeitende anzeigten und deren peinlicher Klang nicht weniger schreckte als manch Diffamierung der Kontrahenten. In der Hitze der Verbalboxerei war es Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer jedoch nicht nur egal, welch Klingklang sie zu disziplinieren suchte. Auch Thurnhers wiederholtes Flehen, zur Sachlichkeit zurückzukehren, fruchtete wenig.

Sie war angespannte Begleiterin einer Antipathiestunde, die ihr fast körperliches Unbehagen zu bereiten schien. Hinzu kam wohl Befürchtungsstress, die Kontrolle angesichts provokanter Scheinneuheiten zu verlieren. Immerhin insinuierte Hofer, Van der Bellen sei ein Ostspion gewesen. Und nicht schlecht auch die FPÖ-Parlamentsanfrage, wie sich Österreich im Falle eines EU-Angriffs militärisch zu verteidigen gedenke! Van der Bellen trug sie genüsslich vor.

Da darf Hofer fast ausflippen; und auch Van der Bellen platzt mitunter der Kragen. Nur Thurnher muss unter Aufbietung all ihrer Kräfte verhindern, den beiden zu ähneln. Wie froh sie wäre, alles endlich hinter sich zu haben, das sah man ihr an. Herrn Hofer fiel sogar auf, dass Thurnher bei seinen Worten "gerne mit den Augen rollt".

Wobei: Auch Hofer schien seufzend das Ende dieses Verbalboxens herbeizuflehen, bei dem in den jeweiligen Handschuhen recht harte Hufeisen verborgen waren. (Ljubiša Tošić, 2.12.2016)