In den USA und in Europa sinkt die Arbeitslosigkeit.

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Wien – Gegen Ende des Jahres liefert der Jobmarkt auf beiden Seiten des Atlantiks positive Nachrichten. Die Arbeitslosigkeit ist in den USA im November wieder gesunken, auf 4,6 Prozent, den niedrigsten Wert seit neun Jahren. In der Eurozone ist die Rate im Oktober erstmals seit fünf Jahren unter zehn Prozent gefallen. Mit 9,8 Prozent ist sie aber mehr als doppelt so hoch wie in den USA.

Die Arbeitslosigkeit geht seit dem Frühjahr 2011 kontinuierlich zurück. "Wenn man in die Vergangenheit blickt, ist der Abstand zu den USA relativ normal", sagt Daniel Gros, der Chef der Brüsseler Denkfabrik CEPS, zum STANDARD. Bevor wegen der Finanzkrise viele Menschen ihren Job verloren haben, lag die Arbeitslosenrate in den USA bei 4,4 Prozent. Gemessen an diesem Indikator hat sich der Jobmarkt nach immerhin acht Jahren fast zur Gänze erholt.

Auf der anderen Seite des Atlantiks gibt es hingegen noch Spielraum. In der Eurozone lag der niedrigste Wert vor der Krise bei 7,2 Prozent. Die Arbeitslosigkeit sei in der Eurozone unter anderem deswegen traditionell höher, weil Menschen ohne Job mehr Leistungen vom Staat erhalten, sagt Gros. In den USA lohne es sich kaum, sich arbeitslos zu melden.

Die beiden Sorgenkinder Frankreich und Italien schaffen es nicht, ihre riesigen Probleme auf dem Arbeitsmarkt in den Griff zu bekommen. Obwohl sich die Wirtschaft quer durch Europa besser entwickelt, ist die Arbeitslosigkeit in Italien seit mehr als einem Jahr nicht mehr gesunken. In Frankreich, wo sie auch in der wirtschaftlichen Boomphase der 2000er Jahre nie unter sieben Prozent lag, sinkt sie nur gemächlich, im Oktober auf 9,7 Prozent.

CEPS-Chef Gros sieht die USA aber nicht überall im Vorteil. "In der Eurozone wollen immer mehr Menschen arbeiten", sagt er. In den USA gebe es genau das gegenteilige Phänomen. Die Wirtschaft laufe wesentlich besser, das Wachstum sei höher, aber viele Menschen würden aus dem System fallen. Sie geben die Suche nach einem Job auf. "Erstmals seit 40 Jahren wollen in Europa mehr Menschen arbeiten als in den USA", sagt der Ökonom. (Andreas Sator, 2.12.2016)