Wien – Kaum ist neues Leben bei der Befruchtung einer Eizelle durch eine Samenzelle entstanden, kommt es schon in eine heikle Phase: Wenn das Erbgut des Vaters zum Ablesen entblößt wird, nimmt es schweren Schaden, fanden Wiener Forscherinnen heraus. Doch mütterliche Eiweißstoffe reparieren es und verhindern weitere Entwicklungsschritte, bis alles wieder intakt ist, berichten sie im Fachmagazin "Cell".

In den Spermien ist die väterliche DNA kompakt verpackt und zusätzlich durch chemische Veränderungen (Methylierungen) ruhiggestellt, erklärte Kikue Tachibana-Konwalski vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) in Wien. Eiweißstoffe aus den Eizellen entfernen diese "Ablese-Verhüterli", doch dabei wird das männliche Erbgut in Mitleidenschaft gezogen und die DNA bricht sogar an manchen Stellen auf, wie sie mit ihrer Mitarbeiterin Sabrina Ladstätter bei befruchteten Maus-Eizellen herausgefunden haben. Für die Entwicklung des eben erst entstandenen Organismus könnte das fatal enden.

"Wir haben aber auch sichere Indizien dafür gefunden, dass andere mütterliche Eiweißstoffe die Schäden am väterlichen Erbgut wieder ausmerzen", so Ladstätter. Solche verhindern gleichzeitig, dass sich die Zellen des jungen Embryos teilen, solange die Schäden nicht behoben sind.

Wie streng die Kontrollen sind und ob sich eine Zelle schon teilen darf oder nicht, war in den Versuchen von der Qualität der Nährlösung abhängig. Das sei eine wichtige Erkenntnis für die künstliche Befruchtung bei Menschen, meinen die Forscherinnen. Denn auch dort werden Eizellen und Spermien außerhalb des Körpers unter Laborbedingungen zusammengebracht. Mit den bestmöglichen Nährmedien könnten die Reproduktionsmediziner wohl dafür sorgen, dass die so entstandenen Wunschkinder einen guten Start ins Leben genießen. (APA, 2. 12. 2016)