Verheerend oder verheißungsvoll? Bundesliga-Präsident Hans Rinner stellt den den österreichischen Fußball neu auf.

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Wien – Die Fußballbundesliga hat sich selbst überholt. Ursprünglich hätte die Ende Mai beschlossene Reform ab der Saison 2018/19 erst am 9. Dezember nach der Hauptversammlung und unmittelbar vor der voraussichtlich besinnlichen Weihnachtsfeier präsentiert werden sollen. Aber nein, es wurde der 2. Dezember, man hatte kurzfristig eine Pressekonferenz anberaumt. Denn die Klubs hatten sich am Donnerstag bei einer Klausur auf sämtliche Eckpunkte geeinigt. Also sagte Präsident Hans Rinner am Freitagvormittag in der Zentrale in Wien-Hietzing fast staatstragend: "Wir haben die Thematik so ausführlich behandelt wie selten ein Thema zuvor, mit allen Stakeholdern, also allen, die sich mit dem Produkt Profifußball beschäftigen. Es sind gute Beschlüsse, die uns infrastrukturell in die Zukunft führen."

Liga-Vorstand Christian Ebenbauer fügte an: "Es ist eine große Chance, den Fußball sportlich und wirtschaftlich weiter zu entwickeln. Wichtig war aus sportlicher Sicht, dass es von Anfang bis zum Schluss spannend bleibt. Es wird Druckspiele en masse geben. Der Fußball hat sich weiterentwickelt, mit dem Spielmodus wollen wir neue Akzente setzen." Ebenbauer glaubt an einen Aufschwung: "Wirtschaftlich erwarten wir uns aufgrund der Analysen eine zehnprozentige Steigerung in allen Bereichen, bei Zuschauerzahlen, Vermarktungserlösen sowie TV-Einnahmen."

Der Modus im Oberhaus wurde tiefgreifend verändert. Es gibt eine professionelle Zwölferliga, die zunächst einen Grunddurchgang mit 22 Runden anzubieten hat. Die ersten sechs spielen um den Titel, die Nummern sieben bis zwölf gegen den Abstieg. Wobei der letztendlich Siebente noch eine Chance bekommt, sich für die Europa League zu qualifizieren.

Spannung

Das nahezu Revolutionäre ist die Halbierung der Punkte nach dem Grunddurchgang. Ebenbauer gibt zu, "dass es sportlich nicht gerecht ist. Aber es wird die Spannung bis zum Schluss erhalten." Abgesehen davon "hat eine Halbierung rein statistisch in neun von zehn Saisonen keine Auswirkungen". Dass sich die ersten beiden Mannschaften den Titel dann noch extra in einer Finalserie ausschnapsen, wurde kurz überlegt und verworfen, jede Verwässerung muss ein Ende haben.

Die Zweite Liga, die auch so heißen soll, wird als Übergangsliga bezeichnet. Sie ist ein Mischmasch aus Profi- und Amateurteams, die Teilnehmer können sich das quasi aussuchen. Besteht mehr als die Hälfte des Kaders aus Amateuren, spart sich der Klub die Gründung einer Kapitalgesellschaft. Die Wiedereinführung von Schwarzgeldern ist nicht auszuschließen, der österreichische Fußball kann aber nicht alles haben. Nach der Saison 2017/18 steigen der Erste und der Zweite aus der Sky Go Erste Liga auf, der Dritte spielt gegen den Zehnten der Tipico ein Playoff. Die zweite Liga wird mit acht Vereinen aus den Regionalligen aufgestockt.

TV-Verträge, Spieltage und Beginzeiten werden erst ausverhandelt. Übrigens wird schon die nächste Reform angedacht. Eine Profi-Sechzehnerliga und zwei Regionalligen (je 16) würden vermutlich auch reichen. (hac, 2.12.2016)