Im November mussten sich etwas weniger Menschen beim AMS anstellen. Die Behörden verzeichnen knapp 1000 Arbeitslose weniger.

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Wien – Im November ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahr zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder gesunken. Mit Ende des Monats waren etwas mehr als 429.000 Personen arbeitslos gemeldet oder in einer Schulung, vor einem Jahr waren es noch 1.000 mehr. Der Rückgang ist mit 0,2 Prozent denkbar gering. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.

Frage: Die Arbeitslosigkeit ist offiziell gesunken. Können wir den Sekt aus dem Kühlschrank holen?

Antwort: Ja, aber nicht um ihn zu trinken. Denn Grund zum Feiern gibt es keinen. Für die Regierung ist es zwar PR-technisch gut, dass die Zahlen jetzt leicht zurückgehen. Am Gesamtbild ändert sich dadurch aber wenig. Die Arbeitslosigkeit steigt in Wahrheit schon das gesamte Jahr über nicht mehr. Das zeigen Wifo-Daten, aus denen sich genauere Rückschlüsse ziehen lassen. Einmal spuckt die Statistik etwas höhere Zahlen, einmal etwas niedrigere aus, so wie jetzt.

Frage: Es wird also nicht wirklich besser, aber auch nicht schlechter?

Antwort: Ja, auch wenn die Unternehmen wieder mehr verdienen. Die Wirtschaft läuft besser, wegen der Steuerreform wird mehr ausgegeben. Mit Stand Ende November waren beim AMS fast 29 Prozent mehr Stellen ausgeschrieben als ein Jahr zuvor. Es gibt auch deutlich mehr offene Lehrstellen.

Frage: Dann sollte die Arbeitslosigkeit doch stärker sinken?

Antwort: In Österreich wollen immer mehr Frauen arbeiten, Ältere können nicht mehr so einfach in Frühpension gehen und gleichzeitig suchen viele Ausländer hierzulande Jobs. Es gibt also nicht nur mehr Arbeit, sondern auch mehr Menschen, die arbeiten wollen.

Frage: Wurde von Experten nicht erwartet, dass die Zahl der Arbeitslosen heuer wieder stark steigt?

Antwort: Ja. Dass das nicht der Fall ist, ist aber ebenfalls kein Grund zum Feiern. Denn eigentlich ging man davon aus, dass sich viele Flüchtlinge schneller beim AMS melden können, um Kurse zu besuchen oder einen Job zu finden.

Frage: Warum tun sie das nicht?

Antwort: Sie dürfen das erst, wenn ihnen die Behörden sagen, dass sie hier bleiben können. Die Asylverfahren dauern länger als erwartet. Derzeit sind beim AMS 27.700 Flüchtlinge gemeldet, etwa 10.000 mehr als im vorigen Sommer.

Frage: Wie läuft es für die Flüchtlinge, die schon Jobs suchen dürfen?

Antwort: Mühsam. Das AMS gibt regelmäßig Zahlen für eine Gruppe von 9520 Flüchtlingen heraus, die 2015 ihren Bescheid erhalten und sich bis Juni beim AMS gemeldet haben. Ende Oktober hatten davon 14,4 Prozent einen Job.

Frage: Wie schaut es mit den Österreichern aus?

Antwort: Besser. Unter Menschen mit österreichischem Pass war die Zahl der Arbeitslosen mit Stand Ende November um knapp drei Prozent niedriger als im Vorjahr. Vor allem Männer profitieren von der starken Bauwirtschaft und der Industrie, wo es mehr Jobs gibt.

Frage: Und bei Ausländern, die schon länger im Land sind?

Antwort: Rechnet man die Flüchtlinge weg, ist die Zahl der arbeitslosen Ausländer derzeit in etwa so hoch wie vor einem Jahr. Unter den Herkunftsländern gibt es aber riesige Unterschiede. Die Arbeitslosigkeit bei Türken und Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien steigt etwa stark an, sagt Helmut Mahringer vom Wifo.

Frage: Wie geht es Älteren?

Antwort: Zwar gibt es immer mehr Arbeitslose über 50, das liegt aber hauptsächlich daran, dass Österreich älter wird. Nimmt man die Arbeitslosenrate her – sie liegt bei 9,7 Prozent – ist sie nur leicht höher als im Durchschnitt.

Frage: Wie geht es weiter?

Antwort: Die Arbeitslosigkeit wird wieder steigen, weil mehr Flüchtlinge in die offizielle Statistik fallen, sagt Ökonom Mahringer. (FRAGE & ANTWORT: Andreas Sator, 1.12.2016)