Wien – 2013 präsentierte die Stadt Wien in einem 350-seitigen Bericht die Ergebnisse einer Expertenkommission, die sich zwei Jahre lang mit den Biografien jener Personen befasst hatte, nach denen in Wien Straßen, Plätze und Brücken benannt sind. Bei den rund 4.400 untersuchten Verkehrsflächen tauchten demnach 159 Personen auf, die laut der Kommission unter Leitung von Historiker Oliver Rathkolb eine mehr oder weniger stark ausgeprägte problematische Einstellung zum Antisemitismus beziehungsweise Nationalsozialismus hatten. 28 wurden als "Fälle mit intensivem Diskussionsbedarf" eingestuft.
Die Stadt entschied sich gegen eine Umbenennung der betreffenden Straßen und Plätze (wie beim 2012 in Universitätsring umbenannten ehemaligen Dr.-Karl-Lueger-Ring) und für Zusatztafeln. Die Geschichte der Stadt, die auch in Straßennamen dokumentiert sei, solle sichtbar gemacht werden, sagte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) am Donnerstag bei der Präsentation der ersten Tranche an Zusatztafeln. Man wolle nichts verschleiern und nichts vertuschen, sondern sich kritisch mit den Schattenseiten von Leuten auseinandersetzen, die auch etwas für Wien geleistet hätten.
Die 14 Schilder sollen ab nächster Woche im 1., 3., 10., 14., 21. und 23. Bezirk montiert werden. Das Straßenschild in der Liesinger Porschestraße etwa wird künftig mit folgendem Text versehen sein: "Prof. Dr. Ferdinand Porsche (1875–1951): 'Vater des Volkswagens' und des 'Porsche'. Er beeinflusste durch zahlreiche Erfindungen die Geschichte des Autos. Problematisch in seiner Biografie sind seine Mitgliedschaft bei NSDAP und SS, die Beschäftigung von ZwangsarbeiterInnen sowie seine Tätigkeit in der NS-Rüstungsindustrie." Die restlichen Zusatztafeln werden voraussichtlich nächstes Jahr angebracht. (cmi, 1.12.2016)