Von überall überall hin: Der Nationale Qualifikationsrahmen (NQR) soll Bildungsabschlüsse – egal ob berufliche oder akademische – vergleichbar machen.

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Wien – Im kürzlich von der Regierung verabschiedeten Entwurf zur Reform der Gewerbeordnung ist auch ein Passus zur höheren Berufsbildung enthalten. Sie soll für Hochschulen anschlussfähiger werden. Vorgesehen ist, dass Meister- und Befähigungsprüfungen im sogenannten Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) mindestens dem Qualifikationsniveau sechs zugeordnet werden – und einem Bachelor gleichgestellt sind.

Angedacht ist zudem, eine "höhere Berufsprüfung" einzuführen. Dieser Bildungsabschluss soll in nichtreglementierten Gewerben, in denen bisher keine Meister- oder Befähigungsprüfung abgelegt werden durfte, möglich sein. Das beträfe beispielsweise IT-Dienstleistungen, Handel oder Werbeagenturen.Alle, die eine Meister-, Befähigungsprüfung – das sind rund 5000 jährlich – oder eine höhere Berufsprüfung machen, könnten von den Neuerungen profitieren, so die Hoffnung des Wissenschaftsministeriums. Die Durchlässigkeit werde erhöht, die Lehre insgesamt aufgewertet.

Auch bei der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) sieht man den Passus in der neuen Gewerbeordnung als "wichtiges Zeichen". Derzeit kämen in etwa drei Prozent der Studierenden an Fachhochschulen aus einer Lehre – "der Wunsch, sich weiterzubilden und letztlich auch einen hochschulischen Abschluss zu haben, wird jedoch immer stärker", sagt Michael Landertshammer, Leiter der Abteilung für Bildungspolitik der WKO.

Audits auch für Meister?

Nun würde endlich auch beruflichen Abschlüssen "eine Wertigkeit gegeben, die sie eh schon haben, die aber noch kaum gesehen wird", sagt Landertshammer. "Über Matura reden alle. Lehrabschlussprüfungen, die das gleiche Niveau haben, werden eher selten beachtet."Vertreter der Österreichischen Fachhochschulkonferenz (FHK) goutierten den neuen Passus. Meister, heißt es, seien eine interessante Zielgruppe, gerade für berufsbegleitende Studien an FHs – und die Reform sei "eine Chance, die Durchlässigkeit zu stärken", sagt auch FHK-Präsident Helmut Holzinger. Besorgt ist er allerdings über die Qualität der Berufsbildung: Man müsse "die Systeme so aufeinander abstimmen, dass der Übergang auch möglich ist", so der FHK-Chef. "Anstrengen sollen sich nicht nur die, die aufnehmen, sondern auch die, die abgeben."

Holzingers Forderung: bei der Meisterausbildung neben der internen Qualitätsüberprüfung, wie sie bereits Usus sei, auch eine externe einzuführen. "Die Prüfung kann ja nicht sein, dass ich mich selber prüfe." Was extern untersucht werden solle? "Das geht von den Prüfungsfragen bis hin zur Auswahl derer, die prüfen dürfen", sagt Holzinger. Bei den "Audits" könne man sich an jenen orientieren, die bereits für die Hochschulen existieren – wie etwa die der Akkreditierung Austria (AQ Austria), die den Hochschulen die Erfüllung der Akkreditierungsvoraussetzungen bescheinigt.

Keine formale Akkreditierung

"So etwas wäre auch eine Idee extra für Meisterprüfungen", sagt Holzinger. Der FHK-Präsident "braucht sich da keine Sorgen machen", erwidert Landertshammer gegenüber dem STANDARD. "Erstens haben die Fachhochschulen mit den Absolventen höherer beruflicher Bildung bisher die besten Erfahrungen gemacht." Zweitens habe man im Prüfungswesen ein hochwertiges Qualitätssicherungs- und Qualitätsmanagementsystem. Zwar gebe es keine formale Akkreditierung, dafür überprüfe das Wirtschaftsministerium laufend.Um im Qualifikationsrahmen dem Niveau sechs zugeordnet zu werden, müssten Meister- und Befähigungsprüfungen auch gewisse Kriterien erfüllen. Darunter Fachkenntnisse, Problemlösungs- oder Führungskompetenz.

Audits könne er sich deshalb grundsätzlich zwar vorstellen, "nur ist die Frage, was sie bringen sollen", sagt Landertshammer. "Wir haben ein gutes System, Herr Holzinger kennt es nur nicht." Letztendlich müsse auch mitbedacht werden, "dass wir mit einer Meisterprüfung ja keinen Bachelor vergeben." Es gehe ausschließlich darum, Personen mit einem solchen Abschluss die Fähigkeit zu bescheinigen, ein Studium an einer Hochschule aufzunehmen. Die Entscheidung darüber, wer schließlich aufgenommen wird, obliege ohnehin den Fachhochschulen.

Miteinbezogen werden

Ein weiteres Anliegen der Fachhochschulen: Die Hochschulen sollen in die inhaltliche Gestaltung der Meister- und Befähigungsprüfungen eingebunden werden. "Wir wissen nicht, wie man schweißt und tapeziert, aber wir wissen, wie man Qualität sichert", sagt dazu Kurt Koleznik, Generalsekretär der FHK. "Wir sind offen und wollen einen konstruktiven Beitrag leisten", so wiederum FHK-Präsident Holzinger. "Und mahnend einen Finger heben", fügt Koleznik hinzu. "Wir führen mit der Uniko und der FHK ohnehin laufend Gespräche. Und die werden sicher auch noch intensiver werden", sagt Landertshammer. (Lisa Breit, 3.12.2016)