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Im Jahr 1969 kostete Warren Buffetts Berkshire-Hathaway-Aktie rund 43 Dollar, zuletzt betrug deren Börsenkurs fast 236.400 Dollar.

Foto: LUCAS JACKSON

Wien – Warren Buffett lautet jener Name, der für Börsianer eng mit Value Investing verbunden ist. Schließlich verfolgt der als "Orakel von Omaha" bekannte Investor mit seinem Anlagevehikel Berkshire Hathaway seit Jahrzehnten eine Investmentstrategie, die überdurchschnittliche Renditen abwirft. Zentrales Anlagekriterium dabei ist das Konzept der Sicherheitsmarge: Der aktuelle Preis muss unter dem fairen Wert eines Unternehmens liegen, sprich: eine Aktie beim Kauf substanziell unterbewertet sein.

"Das ist die Basis des Investierens", betont Fondsmanager Andreas Wosol von Pioneer Investments. "Es ist eine Strategie, die auf der Vermeidung von Kapitalverlusten aufsetzt." Dabei hilft die Sicherheitsmarge, die laut Wosols Daumenregel zumindest 30 Prozent betragen soll: "Diese Abschläge findet man in Zeiten zunehmend volatiler und politischer Kapitalmärkte immer öfters." Insbesondere an den europäischen Aktienmärkten, die er für derzeit relativ unterbewertet hält.

Disziplin beim Verkauf

Der Manager eines Value-Europa-Fonds wählt aus einem Universum von rund 1.000 Unternehmen ungefähr 45 aus, die er als am aussichtsreichsten einstuft. Sobald die Sicherheitsmarge durch Kursgewinne oder durch eine Verringerung des ermittelten, fairen Wertes gegen null tendiert, ist es für Wosol an der Zeit zu verkaufen. "Wenn keine Unterbewertung da ist, ist es ein gutes Unternehmen, aber kein gutes Investment", sagt der Fondsmanager. "Beim Verkaufen ist Disziplin ungeheuer wichtig."

Wozu freilich eine regelmäßige Analyse der Unternehmen notwendig ist, um den fairen Wert und damit auch die Sicherheitsmarge ermitteln zu können. "Kennziffern sind die besten Kriterien für die Qualität eines Unternehmens", sagt Wosol. "Am Ende des Tages entscheiden immer die Fundamentaldaten."

Auf Fundamentales achten

Ähnlich sieht das Tawhid Ali, Chief Investment Officer beim Fondsanbieter AB. Seiner Ansicht nach verschwenden Anleger "eine Menge Energie darauf, die nächsten Schritte von Politikern oder Zentralbanken vorherzusagen. Dabei sollten sie im aktuellen Marktumfeld viel mehr auf Unternehmen mit starken Fundamentalwerten achten." Es gehe darum, Unternehmen zu finden, die sich im oder trotz des aktuellen wirtschaftlichen und politischen Umfelds gut entwickeln würden.

Wie das auch Privatinvestoren machen können, die keine eigene Analyseabteilung im Rücken haben, erläutert Ali wie folgt: Sich bloß auf eine Kennzahl wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis zu stützen greift für ihn zu kurz, denn: Europas Finanzwerte seien diesbezüglich zwar günstig bewertet, aber wegen systemischer Risiken und wenig Möglichkeiten zur Profitabilitätssteigerung nicht unbedingt die besten Investments. Es empfiehlt sich ein Blick in die Bilanz, um zusätzlich auch andere Kennzahlen wie das Kurs-Cashflow-Verhältnis heranzuziehen. Laut Ali kann dies "Investoren unterstützen, die Gesundheit eines Unternehmens jenseits der Finanzberichte zu beurteilen, die leicht geschönt werden können."

Politische Risiken abwärts gerichtet

Das derzeitige ökonomische Umfeld beurteilt indes Aktienstratege Peter Szopo vom Erste Asset Management als grundsätzlich positiv. Die Wirtschaftsindikatoren hätten zuletzt beiderseits des Atlantiks ins Positive gedreht, zudem könne die überraschend positiv verlaufene Berichtssaison darauf hindeuten, dass die Gewinnrezession beendet ist. Die politischen Risiken sieht Szopo hingegen mit dem Italien-Referendum, der EZB-Zinsentscheidung sowie den Wahlen in Frankreich und Deutschland im nächsten Jahr "eher nach unten gerichtet".

Sollten diese Risiken wirklich schlagend werden, wäre das für Value-Investoren beim Einstieg sogar positiv. Politisch bedingte Kursrücksetzer erhöhen tendenziell die Sicherheitsmarge. (Alexander Hahn, 1.12.2016)