Eine der überarbeiteten 50-Euro-Banknoten wurde im Juni 2016 von der Oesterreichischen Nationalbank in Wien präsentiert.

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

Wien – Seit der Einführung von Eurobanknoten und -münzen ist es zu einer recht umfangreichen Ausweitung gekommen, belegt die Studie "Cash freedom and crime" der Deutsche Bank Research. So ist das Bargeldangebot in den letzten Jahren stärker gestiegen als das Bruttoinlandsprodukt (BIP).

Studienautorin Heike Mai macht dafür vor allem zwei Gründe verantwortlich: Geldpolitik und Versorgung. Anzeichen für eine forciertere Hortung von Geld sieht sie nicht. "Das war nur bei der Lehman-Krise 2008 zu beobachten", sagt sie.

Von fünf auf zehn Prozent des BIP

In der Studie wurde der Bargeldumlauf seit 2003 untersucht. Die Euromünzen und -scheine wurden zwar bereits mit 1. Jänner 2002 eingeführt; in dieser ersten Phase war der Euro aber statistisch noch nicht voll etabliert. Bis 2015 ist der Bargeldumlauf seit 2003 auf 1,1 Billionen Euro angestiegen und hat sich damit seither verdreifacht. Das Verhältnis von Bargeld zum BIP wuchs von fünf auf zehn Prozent.

Im Detail verteilt sich das Euro-Cash laut Österreichischer Nationalbank folgendermaßen: Per 31. Dezember 2015 waren 18,90 Milliarden Banknoten mit einem Gegenwert von exakt 1,083 Billionen Euro und 16,13 Milliarden Münzen mit einem Gegenwert von 25,99 Milliarden Euro in Umlauf. Allein gegenüber dem Vorjahr stieg damit der wertmäßige Banknoten- und Münzumlauf im Euroraum um 6,5 Prozent.

Dabei ist die 50-Euro-Note zum wichtigsten Schein aufgestiegen: Auf 444 Milliarden beläuft sich ihr Wert. Der Schein wurde, erläutert die Autorin in der Studie, nicht nur zum wichtigsten Zahlungsmittel. Auch wurde sie "wahrscheinlich" als Cash-Reserve zu Hause in Safes oder Bankschließfächern gehortet. Der 50-Euro-Schein hat damit den 500er, der nicht mehr hergestellt, aber unbegrenzt umtauschbar sein wird, als wertmäßig wichtigsten Schein abgelöst. Schätzungen zufolge sind in Österreich zwischen sechs und acht Millionen Stück 500er-Scheine im Umlauf: als eiserne Reserve oder – wie von den Behörden anlässlich der Einstellung geargwöhnt – bei illegalen Zahlungstransfers. Während der Lehman-Krise im September 2008 wurden 500-Euro-Scheine besonders als "sicherer Hafen" gesehen, so Mai in der Studie. "Interessanterweise kam diese plötzlich gestiegene Nachfrage (in dieser Zeit, Anm.) besonders aus dem Ausland", heißt es in der Studie. Derzeit sieht Mai keine Anzeichen dafür, dass Menschen anfingen, Geld in außergewöhnlichem Ausmaß zu horten.

Viel Geld im Ausland

Statistisch gut abgesichert ist, dass sich hohe Eurobeträge im Ausland befinden, und zwar vor allem in der Türkei und den EU-Staaten, die nicht zur Währungsunion gehören. Dies hänge, erläutert sie, mit der D-Mark zusammen. Die ehemalige deutsche Währung wurde in diesen Ländern häufig als Ersatzwährung gesehen. Nun hat der Euro diese Rolle eingenommen. Schätzungen der EZB zufolge werden 23 Prozent des Werts der begebenen Eurobanknoten außerhalb der Währungsunion gehalten – nicht nur von Privaten, sondern auch von Banken und Firmen.

Innerhalb der EU-Währungsunion verleitet die aktuelle Niedrigzinspolitik der EZB dazu, hohe Summen als Scheine zu halten. In der Studie wird der Euro in diesem Zusammenhang als "Zero-Bond" bezeichnet, also als Nullzinsschein. Das, was die Eurobanken in ihren Tresoren für die Kunden bereithalten, blieb über die Jahre stabil bei 50 Milliarden.

Eine ganz andere Entwicklung ist bei Scheinen mit niedrigerem Wert – fünf, zehn und zwanzig Euro – zu beobachten. Diese hätten in den letzten Jahren an Wichtigkeit verloren. "Möglicherweise, weil es eine steigende Nutzung von Kreditkarten und anderen bargeldlosen Zahlungsformen gibt", heißt es in der Studie. (Johanna Ruzicka, 1.12.2016)