Heinz Fischer und Irmgard Griss traten im Wahlkampfendspurt gemeinsam auf.

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Ein paar Tage vor der Wiederholung der Stichwahl haben sich Ex-Bundespräsident Heinz Fischer und Ex-Präsidentschaftskandidatin Irmgard Griss am Mittwoch in den Wahlkampf um die Hofburg eingeschaltet. Dazu luden sie gemeinsam in das Wiener Lokal Labstelle, um sich für den ehemaligen Grünen-Chef Alexander Van der Bellen starkzumachen.

Fischer meinte, er habe mehr Vertrauen in Van der Bellen und setze größere Hoffnungen in ihn. Weniger euphorisch setzte sich Griss für Van der Bellen ein. Der Bundespräsident sei eine moralische Instanz sei, die über den Parteien stehen solle. Das traue sie eher jemandem zu, der schon länger aus der Parteipolitik ausgeschieden sei. Daher hoffe sie, dass die Wahl wieder so ausgehe wie die erste, vom Verfassungsgericht aufgehobene Stichwahl. Den Namen Van der Bellen nannte die frühere Präsidentin des Obersten Gerichtshofs erst auf Nachfrage.

Fischer zählte gleich eine ganze Reihe von Gründen auf, warum ihm Van der Bellen als Nachfolger lieber wäre. Das beginnt damit, dass der als Unabhängiger auftretende Grüne die bessere und richtigere Einstellung zum Projekt Europa habe. Zudem ist Fischer überzeugt, dass Van der Bellen der bessere Türöffner in der Beziehung zu anderen Staaten wäre. Das gilt auch für die Nachbarschaftspolitik, wo Fischer offenbar kritische Stimmen aus dem freiheitlichen Lager in Richtung Deutschland missbilligt.

Stabilitätsfaktor für Innenpolitik

Zudem meint Fischer, dass Van der Bellen mehr als Stabilitätsfaktor in der Innenpolitik tauge – ein Verweis auf die Äußerung von FPÖ-Kandidat Norbert Hofer, dass man sich noch wundern werde, was von der Hofburg aus alles gehe. Schließlich fände es Fischer gut, wenn der 4. Dezember zur Wiederholungswahl werde. Das heißt, dass die beim ersten Versuch eigentlich schon getroffene Entscheidung bestätigt werde.

Fischer bestritt heftig, dass die Unterstützung durch Prominente kontraproduktiv für Van der Bellen sein könnte. Er halte die These, dass es schädlich sei, wenn "hochangesehene Personen" ihre Meinung sagen, für "total falsch". Hier werde versucht, "aus der Not des Mangels eine Tugend zu machen" – eine Anspielung darauf, dass sich kaum bekannte Personen für Hofer ausgesprochen haben.

Stimmung gegen Eliten

Griss war sichtlich nicht ganz so sicher, dass die These falsch ist. Sie fand es in Ordnung, sich öffentlich zu äußern, merkte aber an, dass das natürlich zweischneidig sei, da derzeit eine Stimmung gegen Eliten spürbar sei.

Ihr sei jedenfalls eine entsprechende Wahlbeteiligung besonders wichtig. Auch wenn es für alle Beteiligten mühsam sei, dass die Wahl wiederholt werde müsse, sei das ein Preis, den der Rechtsstaat wert sei. Fischer rief ebenfalls dazu auf, an der Wahl teilzunehmen. Es stehe eine sehr wichtige Entscheidung an.

FPÖ spottet über "Groupies der großen Koalition"

Bei der Konkurrenz, also im Team von Norbert Hofer, kam der Auftritt nicht gut an. FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl bedachte die Fischer-Griss-Aktion mit Spott: "Heute haben sich wieder einmal die Groupies der großen Koalition zu Wort gemeldet", erklärte Hofers Wahlkampfleiter in einer Aussendung. Nachdem nun bei Fischer die "Krokodilstränen" über den Tod von Fidel Castro endgültig getrocknet seien, betätige er sich wieder einmal als Steigbügelhalter des Systems der großen Koalition, verkündete Kickl.

Zu Griss merkte Kickl an, es sei sehr enttäuschend, wenn jemand, der am Beginn des Präsidentschaftswahlkampfs aufgrund seiner Überparteilichkeit für viele Menschen in Österreich ein Hoffnungsträger gewesen sei, sich jetzt eindeutig auch "als Mitglied der etablierten Seilschaften in diesem Land gibt". Griss habe damit ihren "Vertrauenskredit" leichtfertig verspielt. (APA, 30.11.2016)