Einer wird gewinnen. Als Favorit gilt nach wie vor Magnus Carlsen (rechts).

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New York – Macht Geburtstagskind Magnus Carlsen kurzen Prozess, oder nimmt ihm Herausforderer Sergej Karjakin das schönste Geschenk weg? Das WM-Duell um die Schachkrone geht am Mittwoch (19.30 Uhr MEZ) in die Verlängerung: Nach zwölf Partien steht es 6:6, nun muss die Entscheidung in New York im Schnell- oder gar Blitzschach fallen.

Favorit ist weiter der norwegische Titelverteidiger Carlsen, doch Karjakin war in dem ausgeglichenen und spannungsgeladenen Titelkampf bisher nicht der harmlose Herausforderer, mit dem der Champion leichtes Spiel haben würde. Der Russe zeigte sich in der Nervenschlacht in seinem ersten WM-Finale erstaunlich reif.

Schnell- und Blitzpartien, dann Armageddon

Um den Weltmeister zu ermitteln, folgt am Mittwoch ein Tiebreak von vier Schnellpartien mit einer Bedenkzeit von 25 Minuten für jeden Spieler. Dabei erhält jeder noch zehn Sekunden Zeitgutschrift pro Zug. Enden diese Partien mit einem 2:2, werden zunächst zwei Blitzpartien angesetzt – maximal sind fünfmal zwei Blitzpartien zu spielen. Bei diesen hat jeder Spieler lediglich fünf Minuten Bedenkzeit und bekommt für jeden Zug drei Sekunden Zeitgutschrift.

Geht auch das letzte Mini-Match unentschieden aus, kommt es zur ultimativ letzten Auseinandersetzung, einer sogenannten Armageddon-Partie. Dabei erhält der Spieler mit Weiß fünf Minuten Bedenkzeit für die gesamte Partie – und muss gewinnen. Der Spieler mit Schwarz bekommt nur vier Minuten, dafür genügt ihm ein Remis, um Weltmeister zu werden.

Weltmeister im Schnellschach

Das ist eine ungeheure Belastung für beide WM-Finalisten, die einander seit zweieinhalb Wochen nichts geschenkt haben. Prognosen sind schwierig, zumal beide schon Weltmeister im Schnellschach waren.

Schachfans in aller Welt freuen sich auf ein spektakuläres Spiel, das die Spannung auf die Spitze treibt. Doch der Modus ist umstritten. Der Titelkampf wird zur Lotterie, etwa so wie beim Elfmeterschießen im Fußball, sagen viele Großmeister und Experten. Früher dauerten WM-Kämpfe 24 Partien, inzwischen wurden sie aus Kostengründen um die Hälfte reduziert.

Karpow kritisiert den Modus

"Bei einem WM-Match sollte es mindestens 16 Spiele mit normaler Bedenkzeit geben, um jeden Zufall bei der Ermittlung des Schachkönigs auszuschließen", hatte der russische Ex-Weltmeister Anatoli Karpow gefordert.

Diese Tiebreak-Regelung des Weltschachbunds (Fide) wird seit 2006 angewandt. Damals gewann der Russe Wladimir Kramnik in Elista gegen den Bulgaren Weselin Topalow in der Verlängerung. 2012 besiegte der Inder Viswanathan Anand in Moskau Boris Gelfand aus Israel ebenfalls im Stichkampf. In beiden Fällen setzte sich dabei der Titelverteidiger durch. Ob diese Serie in New York hält, wird am Mittwochabend feststehen. (sid, 30.11.2016)