Wien – Peter Thirring, seit acht Monaten Chef der Donau Versicherung, einer Tochter der Vienna Insurance Group (VIG), und davor 30 Jahre bei der Generali, erklärte erstmals die Gründe des Wechsels: Man hatte andere Vorstellungen, und die Donau sei ein hervorragendes Unternehmen mit gutem Image, einer Million Kunden und stark regional verankert. Der größte Unterschied sei ein Kulturunterschied, die Donau Versicherung sei ein österreichisches Unternehmen und über den Verein der VIG auch sehr präsent in der Donau Versicherung. In Österreich werden die Dinge langfristig angelegt. Nach so vielen Jahren im Generali-Konzern war es "nicht so einfach", sich zu verabschieden, aber bei der Donau Versicherung habe man "mehr Gestaltungsmöglichkeiten".

Die Donau wolle sich stark auf die Kunden vor Ort konzentrieren, auf das Privatkundengeschäft und die Klein- und Mittelbetriebe. Die Donau habe keinen Bankenvertrieb, Ziel sei, die Produktivität zu verbessern. Heuer werde ein leicht positives Ergebnis erwartet. Für die 1.300 Mitarbeiter hat Thirring positive Aussichten: "Die Mitarbeiter sind für mich kein Kostenfaktor, sondern ein Wettbewerbsvorteil."

Abenteuer ausgestanden

Das "Italien-Abenteuer" sei "ausgestanden und großteils verdaut". Der Schadenverlauf in Italien sei bereinigt, der Bestand von zwölf Millionen Euro weise eine Kostenquote von unter 100 Prozent auf, jedoch liege die Combined Ratio (Schäden und Kosten gemessen an der Prämie) noch über 100 Prozent. Zukunftsmarkt sei Italien – mit primär Kfz- und ein paar Sachverträgen – für die Donau nicht. "Wir müssen uns überlegen, was wir mit Italien machen. Wir konzentrieren uns ausschließlich auf Österreich." Es gehe darum, den Bestand abzuarbeiten, Italien werde im "Rückspiegel betrachtet", heißt es aus der Versicherung.

Thirring spricht sich für eine Einschränkung der Garantien in der Lebensversicherung aus. An der Garantie bei klassischen Polizzen sollte weiter festgehalten werden, sie sollte sich aber auf die Endfälligkeit beziehen, womit es bei Rückkäufen weniger Geld gäbe. Für interne Prozesse hält Thirring viel von Digitalisierung, Kunden hätten aber kaum etwas davon.

Thirring skizzierte den Unterschied zwischen fondsgebundener Lebendsversicherung (LV) und der klassischen: bei der fondsgebundenen liege das Risiko beim Kunden, bei der klassischen trägt die Versicherung das Risiko. Allerdings brauche es bei der klassischen Lebensversicherung angesichts des Niedrigzinsumfelds "weichere Regeln", sagte Thirring am Montag Abend vor Journalisten: "Unter den Solvency-II-Eigenmittelvorschriften funktionieren die Garantien in Niedrigzinsphasen nicht."

Bleibe alles gleich, sei es in der klassischen Lebensversicherung zunehmend kritisch, Garantien bedienen zu können. Für treue Kunden, die bis zum Ablauf dabei bleiben, würde sich nichts ändern. Die lebenslange Risikoabdeckung und auch die lebenslangen Rentenzahlungen blieben gleich. "Beim Rückkauf hat der Kunde weniger, das muss man klar kommunizieren." Möglicherweise reiche für eine Änderung eine neue Gewinnbeteiligungsverordnung der Finanzmarktaufsicht (FMA), und es bedürfe gar nicht unbedingt einer Novelle des Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG), so Thirring. (cr, 29.11.2016)