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China machen umfangreiche Kapitalabflüsse ins Ausland zu schaffen.

Foto: REUTERS/Jason Lee

Peking – Die chinesische Führung plant übereinstimmenden Medienberichten zufolge drastische Einschränkungen für die Aktivitäten einheimischer Firmen im Ausland. Die meisten Auslandsinvestitionen mit einem Volumen von mehr als 10 Milliarden Dollar (9,45 Milliarden Euro) würden untersagt, berichteten die Nachrichtenagentur Bloomberg und die in Hongkong erscheinende "South China Morning Post" am Dienstag.

Bloomberg berief sich auf informierte Kreise, die Zeitung auf Protokolle der chinesischen Zentralbank. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass China angesichts des schwächelnden Kurses der heimischen Währung Yuan seine Maßnahmen gegen Kapitalabflüsse verschärft. Die Devisenaufsicht begann mit Untersuchungen von Auslandsüberweisungen im Wert ab 5 Millionen Dollar, sagten mit den Vorgängen vertraute Personen am Dienstag zu Reuters. "Bislang mussten nur Devisentransfers von mehr als 50 Millionen Dollar der Aufsicht gemeldet werden", sagte einer der Insider. "Jetzt wurde die Hürde drastisch gesenkt und gilt sowohl für ausländische Währungen als auch für den Yuan." Auch bereits genehmigte Transfers würden noch einmal geprüft.

Der Yuan hat in diesem Jahr um etwa 6 Prozent im Vergleich zum Dollar abgewertet. Legale und illegale Kapitalabflüsse erhöhen den Druck auf die Währung. Chinas Staatsbanken verkauften Händlern zufolge am Dienstag bereits den zweiten Tag in Folge Dollar, um die heimische Währung zu stützen.

Zukäufe untersagt

Den Berichten von Bloomberg der Zeitung zufolge werden auch alle Zukäufe von chinesischen Firmen im Ausland abseits ihres Kerngeschäfts untersagt, wenn das Volumen eine Milliarde Dollar überschreitet. Staatsfirmen wiederum dürften nur noch maximal eine Milliarde Dollar in ausländische Immobilien stecken. Die Maßnahmen sollten vorerst bis September 2017 gelten.

Am Montagabend hatte die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission, die oberste Wirtschaftsplanungsbehörde in China, mitgeteilt, die Regierung werde künftig "Erleichterungen für Auslandsinvestitionen mit dem Schutz gegen Investitionsrisiken kombinieren". Dazu würden anvisierte Geschäfte chinesischer Firmen im Ausland überprüft. Details nannte die Behörde nicht.

Bisher animiert Peking sowohl die staatlichen als auch die privaten Unternehmen des Landes, ausländische Marken und Technologien zu erwerben. Tatsächlich gab es zuletzt einen regelrechten Kaufrausch chinesischer Firmen in Europa und den USA – und das quer durch alle möglichen Branchen von der Filmindustrie bis hin zum Fußball.

Unter anderem übernahm der chinesische Hausgerätehersteller Midea den deutschen Roboterbauer Kuka. Ihren bisherigen Höhepunkt erreichte die Investitionswelle Anfang 2016 mit der Ankündigung des chinesischen Chemieriesen ChemChina, für 43 Milliarden Dollar den auf Pflanzenschutzmittel und Saatgut spezialisierten Schweizer Konzern Syngenta zu übernehmen.

Inzwischen machen China aber die umfangreichen Kapitalabflüsse ins Ausland zu schaffen. Der Yuan geriet immer weiter unter Druck. Zugleich wurde die Kritik aus Europa und den USA lauter, dass es ausländische Firmen bei anvisierten Expansionen in China deutlich schwerer haben als umgekehrt. (APA, 29.11.2016)