Rabat/Granada – "Wir hoffen unsere Schönheitstipps machen den Alltag erträglicher", betont die beliebte TV-Moderatorin Lilia Mouline. Just während sie auf dem marokkanischen, öffentlich-rechtlichen Sender 2M im Frühstücksfernsehen mit dickem Make-Up die Blutergüsse im Gesicht des Modells überdeckt: "Fertig geschminkt könnt ihr sorglos zur Arbeit gehen."

Die Schminktipps, die am 23. November im Vorfeld des UN-Welttags gegen Gewalt an Frauen ausgestrahlt wurden, lösten eine Welle der Empörung aus. Erst im Maghreb-Königreich und schließlich viral-global unter dem Motto "Verdecke nicht die Spuren häuslicher Gewalt, verurteile die Täter". In Petitionen auf change.org fordern Frauenrechts-NGOs Konsequenzen seitens der staatlichen Kommunikationsbehörde für die Senderleitung. 2M reagierte prompt, löschte Videoclips aus Sozialnetzwerken und kündigte per Aussendung Maßnahmen gegen die Verantwortlichen an: "Es war ein Fehler. Man bitte inständig um Entschuldigung."

"Wir wollten praktische Lösungen bieten", rechtfertigte ihrerseits Moderatorin Mouline die Sendung gegenüber der Online-Zeitung Yabiladi.

In der bisher einzigen offiziellen Studie zu Geschlechtergewalt in Marokko von 2009 gaben 62,9 Prozent der 8300 befragten Frauen an, im selben Jahr physisch, psychisch oder sexuell misshandelt worden zu sein. (jam, 28.11.2016)