Das irakische Parlament hat am Wochenende die "Volksmobilisierungseinheiten" – die Milizen, die wie die irakischen Sicherheitskräfte gegen den "Islamischen Staat" kämpfen – rechtlich der Armee gleichgestellt. Das kann man so argumentieren, dass es durchaus vernünftig klingt: Die Paramilitärs wandern so von außerhalb der Armee unter deren Kontrolle. Außerdem schließt die Legalisierung ausdrücklich die Milizen aller Ethnien und Konfessionen mit ein, ist demnach egalitär.

Das ist die Theorie, aber die Realität im Irak ist eben eine andere. Die meisten dieser Milizen sind schiitisch, etliche davon hängen an der Leine Teherans, sind radikal und werden der Verbrechen an Sunniten beschuldigt. Die irakische Armee wird nicht sie verändern, sondern sie werden die Armee verändern. Das ist ganz nach dem Geschmack von Expremier Nuri al-Maliki, der zurück an die Macht will und dessen neue politische Hausmacht die Milizen sind.

Malikis Politik als Premier hat dazu geführt, dass die Sunniten – zum Beispiel in Mossul – teilweise den "Islamischen Staat" als Alternative zur Herrschaft Bagdads akzeptierten. Diese Sunniten müssen zurückgewonnen werden, nicht nur indem man, wie soeben in Mossul, den IS militärisch besiegt, sondern indem man den Sunniten das Vertrauen in den Irak zurückgibt. Das geht nur mit einer neutralen, nationalen Armee. Die gibt es erstmals wieder in Ansätzen, nun wird sie zerstört. (Gudrun Harrer, 28.11.2016)