Jerusalem – Hunderte jüdische Siedler im israelisch besetzten Palästinensergebiet Westjordanland sind nach Polizeiangaben vor verheerenden Bränden geflohen. Die Häuser von etwa tausend Bewohnern der Siedlung Khalamish bei Ramallah mussten evakuiert werden, sagte eine Polizeisprecherin am Samstag. 45 Häuser seien durch die Flammen zerstört oder beschädigt worden.

Brände wurden auch aus den im Westjordanland gelegenen Siedlungen Dolev, Alfei Menashe und Karnei Shomron gemeldet. Evakuierungen gab es dort jedoch nicht. Löschflugzeuge aus Israel, Russland, der Türkei, Griechenland, Frankreich, Spanien und Kanada warfen weiterhin tonnenweise Wasser und flammenhemmende Mittel auf die Feuer ab, unter anderem bei der Ortschaft Nataf nahe Jerusalem. Ihnen sollte sich am Samstag ein Löschflugzeug aus den USA anschließen, das als das weltweit größte gilt.

Die Polizei nahm nach eigenen Angaben 14 Verdächtige wegen fahrlässiger oder vorsätzlicher Brandstiftung fest. Israelische Medien spekulierten über palästinensische Brandstifter, die eine "Feuer-Intifada" gegen Israel führen wollten. Vertreter der israelischen Araber, die 17,5 Prozent der Bevölkerung ausmachen, wiesen Bemerkungen, jemand aus ihrer Gemeinschaft habe gezündelt, dagegen als rassistische Unterstellungen zurück. Sie seien von den Feuern ebenso betroffen wie die Juden.

Die Palästinensische Autonomiebehörde schickte 41 Feuerwehrleute und acht Lastwagen, um die Löscharbeiten im nordisraelischen Haifa und in Beit Meir im Zentrum des Landes zu unterstützen. Israelische und palästinensische Feuerwehrleute kämpften gemeinsam gegen die Flammen.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu erklärte, am Tatbestand der absichtlichen Brandstiftung gebe es "keinen Zweifel". Er drohte den Tätern, sie hätten "einen Preis zu zahlen für Brand-Terrorismus".

Unterdessen kehrten Einwohner aus Haifa nach den Massenevakuierungen vom Donnerstag in Israels drittgrößte Stadt zurück, um die durch die Brände angerichteten Schäden in Augenschein zu nehmen. Etwa 60.000 Menschen waren vor den meterhohen Flammenwänden geflohen. Dutzende Häuser wurden zerstört, die Lage in der Stadt war inzwischen aber "unter Kontrolle", wie die Feuerwehr mitteilte. Bei der Stadtverwaltung hieß es, etwa 200 Familien seien obdachlos. (APA/AFP, 26.11.2016)