In einer Ausstellung anlässlich des 35-Jahr-Jubiläums präsentierte man von österreichischen Privatsammlern bei Sotheby's ersteigerte Kunstwerke, darunter Sonia Delaunays 2014 für rund 380.000 Euro ersteigertes "Rythme Coloré".

Foto: Sotheby's

Andrea Jungmann, Leiterin Sotheby's Österreich.

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Manche Geschichten sind schneller erzählt als andere. Man könnte sie an Kennzahlen aufzäumen, die nicht nur Ökonomen beeindrucken. Man könnte sie auf Meilensteine begrenzen, die eine jahrelange Entwicklung zusammenfassen.

All das ist üblich, obwohl Bilanzen nicht darauf reduziert werden sollten. Schon der zahlreichen Episoden wegen, die nicht nur beglückende oder kuriose, sondern auch enttäuschende und wahrhaft bittere Momente schildern. Der Alltag hält all das naturgemäß bereit, hochgerechnet auf 35 Jahre im Falle von Sotheby's Österreich.

Mitte der 1960er-Jahre hat der Zustrom von Ansprechpartnern internationaler Auktionshäuser begonnen, denen sukzessive die Eröffnung von Niederlassungen in Wien folgte. Die erste war jene von Sotheby's im Jahr 1981, später kamen Christie's (1985), Neumeister (1989), Bonhams (2007-2016) und zuletzt Artcurial (2014) hinzu. Eine Entwicklung, die die Relevanz Österreichs aus globaler Sicht belegt und die gleichzeitig zur Internationalisierung des hiesigen Marktplatzes beitrug. Ein Verdienst, das sich konkurrierende österreichische Unternehmen in Erinnerung rufen sollten.

Als Leiterin der hiesigen Sotheby's-Niederlassung fungierte die ersten Jahre die nunmehr scheidende Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco. Ihre Adabei-Präsenz soll den Chefitäten in New York ebenso missfallen haben wie ihre politischen Ambitionen. Den Anfang des Endes leitete eine privat ausgerichtete Diskussionsveranstaltung mit FPÖ-Politikern ein. Dass die Einladungen aus dem Sotheby's-Büro verschickt wurden, sei der Vollständigkeit halber erwähnt. Geschichte.

2000 übernahm Andrea Jungmann, seit Herbst 1989 für das Unternehmen tätig, die Leitung. Zu ihrer Person nur so viel: Langjährige Klienten schätzen die Handschlagqualität der zweifachen Mutter ebenso wie ihr diplomatisches Geschick. Und würde Geduld mit Orden belohnt, sie hätte ihn, etwa als Spielball bei alibihalber eingeholten Schätzungen, verdient. Leere Kilometer sind Teil des Geschäfts und zugleich Ansporn, sowohl für Jungmann als auch für ihr Team.

Von Rubens bis Klimt

Bisweilen enden Kundenbesuche mit positiven Überraschungen. Selbst nach so vielen Jahren harren hierzulande noch immer Kunstwerke ihrer Entdeckung. 2010 etwa in einer Grazer Villa, wo es einen Torso zu besichtigen galt, der irgendwann in einer Türnische abgestellt und bis zur Auffindung im Zuge eines Umbaus vergessen worden war. Gegen Ende des Termins fand sich noch ein vermeintliches Gipsensemble, das sich – von Spinnweben befreit – als wahre Trouvaille entpuppte. Nicht nur Marmor, sondern eine einst in einer Antikensammlung Lorenzo de' Medicis beheimatete Satyrngruppe, die Michelangelo bei einem um 1490 gefertigten Relief als Vorbild diente.

Ein legendärer Moment, sowohl für die Mitarbeiter von Sotheby's in Wien und New York als auch für die Grazer Familie: Der Satyr spielte bei der Auktion wenige Monate später umgerechnet 2,81 Millionen Euro ein, der Torso mehr als sechs Millionen. Nur eines von vielen Beispielen. Nicht zu vergessen die legendäre Story zu dem in Niederösterreich entdeckten Bethlehemitischer Kindermord, den Experten als Arbeit Peter Paul Rubens' identifizieren sollten und der mit 76,5 Millionen Dollar bis heute als teuerster bei einer Auktion versteigerter Alter Meister gilt. Dazu Klimts Kirche in Cassone, die Gegenstand des allerersten privaten Restitutionsdeals in Österreich war, den Sotheby's begleitete. Die Parteien teilten sich den Erlös von 43 Millionen Dollar. Die steirische Familie und die Erben nach Amalie Redlich, die einander im Umfeld der Versteigerung 2010 erstmals trafen, stehen seither in engem freundschaftlichem Kontakt. (Olga Kronsteiner, Album, 25.11.2016)