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Frankfurt – Ein Ende des Pilotenstreiks bei der Lufthansa ist nicht absehbar. "Es gibt kein vorher festgelegtes Enddatum für den Streik", sagte der Sprecher der Vereinigung Cockpit (VC), Jörg Handwerg, am Freitag. Erklärtes Streikziel sei, von der Lufthansa ein verhandlungsfähiges Angebot zu erhalten.

Lufthansa-Passagiere mussten daher am Freitag erneut mit hunderten Flugausfällen zurechtkommen. Betroffen seien alle innerdeutschen und Europaflüge sowie mehr als 100.000 Reisende, teilte die Lufthansa am Donnerstag mit. Insgesamt würden 830 Flüge gestrichen, darunter alle 22 Verbindungen mit Wien.

Die Langstreckenflüge würden hingegen "nahezu planmäßig" starten, so die Fluggesellschaft. Vereinzelt könnten aber noch Verbindungen wegen des vorherigen Streiktags ausfallen. Flüge der Billigtöchter Eurowings und Germanwings sowie der Konzerngesellschaften AUA, Swiss, Brussels und Air Dolomiti würden nicht bestreikt.

Wien am Samstag kaum betroffen

Für Samstag wurden 137 Flüge mit rund 30.000 Fluggästen abgesagt. Darin enthalten sind 88 Interkontinentalflüge. Der Flughafen Wien ist am Samstag nur gering betroffen. Von den 19 Destinationen nach München und Frankfurt fallen drei Lufthansa-Flüge aus: Zwei Flüge hin- und retour nach München sowie ein Frühflug nach Frankfurt. Bei letzterem wirkt noch die heutige Streiksituation nach, so Flughafen Wien-Sprecher Peter Kleemann. AUA-Flüge sind nicht betroffen. Ob es Stornierungen bei Lufthansa-Flügen am Flughafen Graz gibt, war kurzfristig nicht zu erfahren.

Sobald ein verhandlungsfähiges Angebot vorliege, könne der am Mittwoch begonnene Streik beendet werden, hieß es von der Gewerkschaft. Das sei Konsens unter den Gewerkschaftsmitgliedern. "Die Kollegen erwarten, dass wir die Lufthansa nicht mit Samthandschuhen anfassen."

Demonstration am Mittwoch

Handwerg bestätigte, dass die VC für den kommenden Mittwoch eine Demonstration am Frankfurter Flughafen angemeldet hat. Das sei vorsorglich geschehen. Es gebe den Wunsch der Mitglieder, Einigkeit zu demonstrieren, wenn das zu diesem Zeitpunkt noch notwendig sein sollte. Ob bis dahin gestreikt werde, stehe nicht fest, sondern hänge vom weiteren Verhalten der Lufthansa ab.

Die VC-Piloten seien auch während des Streiks in den Flughafen-Terminals unterwegs, um insbesondere zum hochbelasteten Bodenpersonal Kontakt zu halten, sagte der Sprecher auf Kritik, dass keine sichtbaren Streikposten zu finden seien. Die Piloten träten aber nicht mehr in Uniform auf, weil sie in der Vergangenheit schnell von Dritten ausgegrenzt und abgekanzelt worden seien.

Sonderflugplan

Für Freitag, den dritten Streiktag, stellte die Lufthansa erneut einen Sonderflugplan auf. 2.170 von 3.000 Flügen könnten am Freitag wie geplant abheben. Insgesamt seien an den drei Streiktagen mehr als 315.000 Passagiere von 2.618 Flugausfällen betroffen.

Die Lufthansa forderte die Piloten erneut zu einer Schlichtung auf. Schon jetzt zahle die Airline ihren Piloten mehr als bei anderen Fluggesellschaften üblich. Das Management sei für mehr als 120.000 Mitarbeiter verantwortlich und wolle den Konzern zukunftsfähig aufstellen, sagte Vorstandsmitglied Harry Hohmeister. "Das wird mit einer Forderung von 20 Prozent mehr Lohn nicht möglich sein."

Jeder Streiktag koste die Lufthansa rund zehn Millionen Euro, erklärte er. Dazu komme ein Imageschaden, der nicht genau zu beziffern sei. "Wir merken das aber in unseren mittelfristigen Buchungszahlen."

Tariferhöhungen von 22 Prozent gefordert

Im bis April 2014 zurückreichenden Tarifkonflikt hatte Lufthansa den Piloten zuletzt ein Lohnplus von 2,5 Prozent bis Ende 2018 angeboten. Die Vereinigung Cockpit lehnt das ab. Sie verlangt Tariferhöhungen von insgesamt 22 Prozent für die Zeit bis einschließlich April 2017.

Für eine Verhandlungslösung plädierte der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier, in dessen Bundesland die Lufthansa-Zentrale Frankfurt/Main liegt. In dem langen Tarifkonflikt sei es an der Zeit, mithilfe eines neutralen Schlichters zu versuchen, "die unversöhnliche Haltung beider Seiten aufzulösen", sagte der CDU-Politiker.

Hotels ausgelastet

Bereits am Donnerstag wurden wegen des Streiks 912 Verbindungen gestrichen, am Mittwoch waren es 876. Reisende können sich weiter auf lufthansa.com informieren, ob ihre Verbindung unter den gestrichenen Flügen ist.

Der Streik lastet der Branche zufolge vor allem Hotels in der Nähe des Frankfurter Flughafens und in der Innenstadt aus. "Die Umsätze, die hier generiert werden, sind allerdings kein Grund zum Jubeln. Uns wäre es lieber, der Ausstand fände nicht statt", sagte der Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gastronomieverbands Dehoga Hessen, Julius Wagner, der Deutschen Presse-Agentur. Die Lufthansa hat für gestrandete Kunden nach eigenen Angaben im Rhein-Main-Gebiet sowie im Raum München vorsorglich fast 4.000 Hotelzimmer reserviert. (APA, 25.11.2016)