Palmers, Einzelkämpfer, der zu den Wurzeln zurückkehren will.

Foto: Palmers

Palmers-Chef und Miteigentümer Marc Wieser: "Keine Trashproduktion."

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Wien – "Eine Königin lässt sich nur langsam aus dem Tiefschlaf wachküssen": Marc Wieser ist fest von der Strahlkraft der Marke Palmers überzeugt und ist sich sicher, die Wäschekette auf gesunde Beine stellen zu können – anders als etwaige Investmentfonds, durch die das Unternehmen früher oder später wohl aus dem Dessousmarkt verschwunden wäre, wie er meint.

Ein Jahr ist es her, dass Wieser Palmers mit seinen zwei Brüdern gekauft hat. Seither sieht er sich beinharter Arbeit ausgesetzt. Unter den früheren Eigentümern sei nicht mehr nach vorn gestrebt worden – dass der Fonds Quadriga sehnsüchtig Käufer suchte, sei ja ein offenes Geheimnis gewesen, sagt Wieser. Er macht für die Probleme, in die Palmers rutschte, die Pleite der Tochter Lejaby in Frankreich verantwortlich. Sie habe damals alle Kräfte beansprucht, die Palmers selbst gebraucht hätte.

Keine kasachischen Gelder

Wieser wollte bei Palmers bereits 2003 einsteigen, gemeinsam mit dem italienischen Modeunternehmer Luciano Benetton, wie er erzählt. Wieser hatte mit ihm über 17 Jahre lang Flagshipstores entwickelt – bis sich Benetton entschloss, die Shops ohne Partner zu führen. Andere Investoren kamen bei Palmers zuvor. Nun aber halten die Brüder Wieser die Hälfte der Anteile. Die andere gehört der CFA AG mit Sitz in Liechtenstein.

Dahinter stecken keine kasachischen Gelder, wie in der Branche spekuliert wird, sondern eine österreichische Familie, betont Wieser. Welche, verrät er nicht. Marketingexperte Gernot Friedhuber zog sich im Februar zurück.

Eigene Filialen für P2

Die aus Sicht von Konzernkennern bisher einschneidendste Veränderung, die Palmers bewältigen muss: Das Unternehmen verliert Bipa als Vertriebspartner. Die Drogeriekette verkaufte unter der Palmers-Marke P2 im großen Stil Bodywear für junge Kunden. Das Geschäft galt als lukrativ.

Für Wieser hat es keinerlei Zukunft. Er respektiere Verträge und Wünsche des Partners – die Belieferung sei aber enden wollend, erläutert er dem STANDARD. "Wir lehnen Trashproduktion ab." Textilien von P2 laufen 2017 aus, bestätigt Bipa. Man werde aber weiter andere Textilsortimente führen.

Teststores in Planung

Wieser will mit P2 eigene Filialen eröffnen. Drei Teststores sind geplant. Geht der Plan auf, werde damit expandiert. Dass die Märkte nicht nur in Österreich übersättigt sind, sei ihm bewusst. "Wir müssen hier die Stärksten sein. Es braucht ein extrem klares Profil."

Großes hat er auch mit der Traditionsmarke Palmers vor. Den bestehenden 300 Geschäften, davon 200 in Österreich, sollen 2017 50 hinzugefügt werden. 40 Filialen in neuem Design sind – mit Franchisepartnern und in Eigenregie – hierzulande geplant. Der Verdrängungskampf sei hart, so Wieser, dennoch werde man "in konzentrischen Kreisen expandieren".

Händler wildern in Gefilden

Anbieter feiner Spitze müssen sich seit Jahren der Zerreißprobe stellen. Kunden sparen, Standardware dominiert. Neben Textilriesen wie H&M wildert eine bunte Schar branchenfremder Händler in den Gefilden der Lingerie. Vermehrt gekauft wird allein online: Marktforschern zufolge laufen in Deutschland wertmäßig bereits 32 Prozent des Unterwäschegeschäfts über das Internet.

Stationär geben Konzerne wie Intimissimi und Hunkemöller den Schritt vor. Der zu Calzedonia gehörende italienische Konzern Intimissimi zählt weltweit mehr als 1200 Shops. Hunkemöller zog von Holland aus ein Netz von 800 Boutiquen auf. Triumph mit 70 Filialen in Österreich lebt vom Vertrieb über Händler in 120 Ländern. Wäschehersteller Huber mit 70 österreichischen Shops erzielt 80 Prozent des Umsatzes im Ausland. Wolford glitt heuer von Vorarlberg aus tiefer in die Verlustzone.

Hohe Reputation

Palmers kauft die Hälfte seiner Ware in Asien, die andere in Europa. Wie es als Einzelkämpfer gelingen soll, ohne großes Volumen gute Einkaufspreise zu erzielen? Wieser spricht von hoher Reputation, die Palmers in der Industrie genieße. Der Konzern erzielt laut Eigenangaben Gewinne. Die Ebitda-Marge liege bei 3,2 Prozent, der Umsatz bei 70 Millionen Euro. Genaue Erträge könne man erst nach Weihnachten nennen, da das Geschäftsjahr am 31. Jänner ende.

Mit den Vorjahren vergleichbar sei die Bilanz nicht. In der Vergangenheit seien der Verkauf der Kosmetiksparte P2 ebenso eingeflossen wie Ablösen für Filialen und aufgelöste Rückstellungen.

Wieser kehrt zum traditionellen Palmers-Grün zurück und startet im Jänner einen neuen Webshop. Bis Ende 2018 werde in Summe ein zweistelliger Millionenbetrag investiert. "Wir haben ein langfristiges Interesse. Ich bin in Palmers heute noch verliebt." (Verena Kainrath, 25.11.2016)