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Schauspieler Brady White prüft als Santa Claus einen 25-Karat-Diamanten, den man im Luxuskatalog "Christmas Book" von Neiman Marcus bestellen konnte.

Foto: AP / LMOtero

Wer ausgefallene Geschenke sucht, ist beim US-Edelkaufhaus Neiman Marcus gut aufgehoben: So bietet das Unternehmen heuer in seinem Weihnnachtskatalog, dem "Christmas Book", ein Privatflugzeug von Cobalt Aircraft an: Die Valkyrie-X kommt erst Anfang nächsten Jahres auf den Markt und soll zu den schnellsten seiner Art zählen. Für das in Gold gehaltene Flugzeug müssen 1.500.000 Dollar hingeblättert werden.

Es geht aber auch ein wenig günstiger: Eine Woche auf drei britischen Landsitzen schlägt mit vergleichsweise wohlfeilen 700.000 Dollar zu Buche. Wobei es bei Neiman Marcus nicht immer nur auf den Preis ankommt. Das Nobelkaufhaus bietet einige Geschenke an, die normalerweise selbst nicht um viel Geld zu haben sind – etwa einen Besuch der 59. Grammy Awards im Februar kommenden Jahres.

Für diese Preisverleihung werden üblicherweise keine Karten verkauft, lediglich geladene Gäste werden eingelassen. Für Neiman Marcus wird hier jedoch eine Ausnahme gemacht: Um 500.000 Dollar dürfen zwei Personen inmitten der Prominenz sein. Wobei Neiman Marcus nicht nur den Besuch der Veranstaltung, sondern auch das passende Rahmenprogramm für den Gast und seine Begleitung organisiert – bis hin zur richtigen Garderobe.

Für jeden etwas

Wer es eher sportlich liebt, kann ein privates, eintägiges Quarterback Camp mit dem US-Football-Star Joe Montana um 65.000 Dollar buchen. Und wen es eher nach Kultur dürstet, kann sich auf dem Broadway beweisen. Für schlappe 30.000 Dollar sichert man sich beim Musical "Waitress" eine Nebenrolle. Da es dafür keines schauspielerischen Talents bedarf, geht man zwar nur im Hintergrund über die Bühne, aber immerhin.

Das Angebot des mittlerweile an 900.000 Haushalte verschickten Weihnachtskataloges ist breit gestreut – und bietet für jede Altersgruppe etwas an. So gibt es etwa den SUV Q60 von Infiniti, der Nobelmarke von Nissan. In der Neiman Marcus Limited Edition kostet er 63.000 Dollar. Für den Nachwuchs bietet sich eine Sammlung prämierter Kinderbücher um 100.000 Dollar an, Damen werden sich wohl über das dezente Diamant-Armband um 500.000 Dollar freuen.

Aber auch weniger Betuchte kommen mittlerweile bei Neiman Marcus auf ihre Rechnung: Ein Maserati-Rutschauto für den Nachwuchs ist bereits um 395 Dollar zu haben, eine Springschnur um 90 Dollar. Und eine kleine Drohne in orangen und weißen Kunststoff mit Kamera gibt es bereits um 49 Dollar.

Damit sollen offensichtlich neue Kundenschichten angesprochen werden. Denn die Geschäfte der 1907 in Dallas gegründete Nobel-Kaufhauskette liefen im abgelaufenen Wirtschaftsjahr nicht mehr ganz so gut. In den vergangenen vier Quartalen verzeichnete Neiman Marcus auf vergleichbarer Verkaufsfläche jeweils Umsatzrückgänge.

Im Wirtschaftsjahr 2015/16 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 4,95 Milliarden Dollar, das entspricht gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um 2,9 Prozent. Und nicht zuletzt aufgrund von Abschreibungen schrieb das Edelkaufhaus einen Verlust von mehr als 400 Millionen Dollar.

Mehr Produkte, weniger Kosten

Für Firmenchefin Karen W. Katz ist es daher an der Zeit, das Ruder herumzureißen. Katz hat 1985 als Praktikantin bei Neiman Marcus angefangen und gilt als erfahrene Managerin, wenn es um den Einzelhandel geht. Sie hat in den vergangenen Monaten bereits die Kosten – vor allem im Personalbereich – reduziert. Und die Produktpalette wurde um weniger luxuriöse Artikel ergänzt. Weiters ist ein Flagship-Store in New York geplant, der 2018 eröffnet werden soll.

Wobei der Umsatzrückgang nicht unbedingt auf strategische Fehlentscheidungen zurückzuführen ist. So hat Neiman Marcus im Süden der USA Geschäfte eröffnet. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt nicht absehbar, dass der Ölpreis derart drastisch fallen wird. Dadurch sanken jedoch die Einnahmen der Region und damit das frei verfügbare Einkommen. Daher brachten die Geschäfte nicht den gewünschten Umsatz.

Hinzu kommt der starke US-Dollar, der vielen Touristen die Lust auf ausgiebige Einkaufstouren verdarb. Der US-Wahlkampf sorgte laut Branchenexperten zuletzt für Verunsicherung. Nach der Wahl sollten die Amerikaner aber wieder etwas großzügiger sein. Und für heuer wird ein strengerer Winter prognostiziert. Dies sollte den Verkauf im Sektor Mode ankurbeln.

Umsatzsteigerung im Online-Handel

Sehr gut läuft nach wie vor der Versandhandel. Neiman Marcus gilt als Profi in diesem Bereich. Das mittlerweile legendäre "Christmas Book" wurde heuer bereits zum 90. Mal an die Stammkunden geschickt, auch das Onlineportal hat sich sehr gut entwickelt. Zuletzt steigerte Neiman Marcus den Umsatz mit dem Onlinehandel um fünf Prozent – mittlerweile soll dieser Bereich rund 30 Prozent des Umsatzes ausmachen.

Die Eigentümer von Neiman Marcus, der kanadische Pensionsfonds Canada Pension Plan Investment Board (CPPIB) und die US-Investmentgesellschaft Ares Management, sollen mittelfristig auch die Rückkehr des Unternehmens an die Börse planen. Vor elf Jahren wurde das Unternehmen von Finanzinvestoren übernommen und die Börsenotiz gestrichen. Im Vorjahr wurden bereits die ersten Schritte für ein Comeback am Börsenparkett gesetzt. Da sich aber der Umsatzrückgang abgezeichnet hat, wurde das Vorhaben vorerst ad acta gelegt.

Nun stehen jedoch die Chancen für Karen W. Katz nicht schlecht, das Unternehmen wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Nicht nur die jahrelange Erfahrung hilft ihr, die Wünsche ihrer Kunden zu kennen. Mit einem Jahresgehalt von 2,3 Millionen Dollar ist sie wohl eine potenzielle Kundin ihres Unternehmens und weiß, was ihre Zielgruppe wünscht.

Wobei Katz, verheiratet und Mutter eines Sohnes, ein eher unauffälliges Leben abseits der Klatschspalten führt. Wenn, dann taucht ihr Name bei Wohltätigkeitsveranstaltungen auf. Oder sie fädelt Kooperationen ein, etwa den Verkauf von Juwelen der Marke Akola in allen Geschäften der Kette. Dieser Schmuck wird von Frauen hergestellt, die sich damit ein neues Leben aufbauen können.

Karen W. Katz hat nur ein Laster: Handtaschen. Als sie im Laufe ihrer Karriere unter anderem für die Handtaschen verantwortlich war, entwickelte sich diese Leidenschaft. Dementsprechend groß ist ihre Sammlung an großen und kleinen Begleitern. Und das ist der einzige Grund, warum sie bedauert, einen Sohn und keine Tochter zu haben. Denn mit einer Tochter könnte sie die Begeisterung dafür teilen, wie sie einmal augenzwinkernd meinte. (Martin Fellhuber, Portfolio, 1.12.2016)