Was Cassini an Bildern von den Saturnringen bisher geliefert hat, ist nichts im Vergleich zu dem, was ab Dezember erwartet wird. Die obere Aufnahme zeigt die Ringe C (ganz innen) bis F (ganz außen) und wurde am 4. September 2007 während des Anflugs von Cassini aus einer Distanz von 2,8 Millionen Kilometern geschossen.

Eine beschriftete Version des Bildes gibt es hier.

Foto: NASA/JPL/Space Science Institute

Der künftige Orbit führt Cassini hoch über die Pole des Saturn. Im September 2017 schließlich soll die Sonde in die Wolkenoberfläche des Ringplaneten gesteuert werden, wo sie ihr feuriges Ende findet.

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Seit mittlerweile fast 20 Jahren reist Cassini schon durchs All, die vergangenen 12 Jahre erforschte die Sonde das Saturnsystem.

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Pasadena/Wien – Das meiste, was wir über den zweitgrößten Planeten unseres Sonnensystems wissen, verdanken wir der Saturn-Mission Cassini-Huygens. 2004 erreichte das Doppelgespann nach siebenjähriger Reise den Ringplaneten und seine nach aktuellem Stand 62 Monde. Während der Esa-Lander Huygens am 14. Jänner 2005 auf dem Saturnmond Titan aufsetzte und 72 Minuten lang Daten schickte, nahm die von der Nasa konstruierte Cassini-Sonde den Gasriesen und seine Monde aus mal größerer, mal geringerer Distanz ins Visier.

Dabei schoss Cassini nicht nur atemberaubende Bilder, sondern lieferte auch eine Flut an neuen Erkenntnissen. Zuletzt etwa fanden US-Astronomen in zwölf Jahre alten Cassini-Daten Anhaltspunkte dafür, dass die Ringe nicht, wie bisher gedacht, mehrere Milliarden Jahr alt sind, sondern womöglich erst zur Zeit der Dinosaurier entstanden sind.

Eine gute Chance, herauszufinden, ob etwas an dieser Theorie dran ist, könnte sich in den kommenden Wochen ergeben. Denn Cassini steht kurz vor Abschluss eines Manövers, das die Sonde näher an die Ringe heranbringen wird als je zuvor. Nachdem ihr Orbit zuletzt immer steiler wurde, soll die Sonde am 30. November mithilfe eines Schwerkraftschubsers durch Titan endgültig in eine polare Umlaufbahn bugsiert werden.

Video: Die Nasa nennt den kommenden Kurs von Cassini "Ring-Grazing Orbit". Zum einen weil die Sonde dabei die äußeren Grenzen des F-Rings streifen wird, zum anderen, weil sie dabei gleichsam Material "abgrasen" und analysieren wird.
NASA Jet Propulsion Laboratory

Unerforschte Regionen

Auf diesem Kurs wird Cassini alle sieben Tage die Äquatorebene passieren und bisher unerforschte Regionen am Rande der äußeren Ringe durchqueren. Während der ersten beiden Runden soll Cassini einen schwach ausgeprägten Ring untersuchen, dessen Material von Meteoriten stammt, die auf die beiden Monde Janus und Epimetheus niederprasseln. Zwischen März und April wird die Sonde dann den Rand des F-Rings streifen, der die Grenze des Hauptringsystems markiert.

Der nur rund 800 Kilometer schmale F-Ring ist komplex aufgebaut und unterliegt permanenten Veränderungen: Bisherige Bilder zeigten helle Filamente und dunkle Kanäle, die binnen Stunden entstanden und wieder verschwanden. Zwei Instrumente sollen während der nicht ganz risikolosen Passagen Partikel und Gas einfangen und analysieren. "Auch wenn wir näher als je zuvor an den F-Ring herankommen, sind wir immer noch rund 7800 Kilometer von ihm entfernt. Die Gefahr für Cassini sollte sich also in Grenzen halten", meint Earl Maize, Projektmanager am Jet Propulsion Laboratory in Pasadena, Kalifornien.

Bilderfeuerwerk vor dem Ende

Die neue Umlaufbahn gewährt überdies auch bessere Sicht auf die übrigen Saturnringe: Die Forscher rechnen ab Dezember mit Aufnahmen, die Details von nur einem Kilometer auflösen – genauer hat man die Ringe noch nie unter die Lupe genommen.

Das Bilderfeuerwerk wird jedoch auch mit einem weinenden Auge erwartet, bildet es schließlich den Auftakt zum Ende der Mission: Da Cassini nach fast 20 Jahren im All bald der Sprit ausgeht, soll sich die Sonde der Wolkenoberfläche des Saturn ab April 2017 immer weiter annähern, in der sie schließlich am 15. September für immer verschwinden wird. Ein kleiner Trost bleibt den beteiligten Forschern allerdings: An den gesammelten Daten werden sie wohl noch jahrzehntelang ihre Freude haben. (tberg, 24.11.2016)