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Chinas Präsident Xi Jinping will den Freihandel in Asien vorantreiben.

Foto: Reuters

Donald Trump will nicht Teil des transpazifischen Handelsabkommens TPP sein. Das hat der designierte US-Präsident am Dienstag per Videobotschaft bekanntgegeben. Aber selbst wenn die USA aus TPP aussteigen, ist das Projekt noch nicht für tot erklärt. Elf weitere Staaten werden die Arbeit von sieben Jahren nicht über Bord werfen, meinen Experten. Australien will das Abkommen nachverhandeln, Neuseeland plant, den Kurs beizubehalten. Die Frage ist vielmehr: Wie verändert sich der Welthandel, wenn sich die größte Marktwirtschaft nach innen orientiert?

Allen voran profitiert ein Land von dem US-Rückzug: China. TPP war als exklusives Projekt gedacht, aus dem China bewusst ausgeschlossen wurde, meint Mikko Huotari, Leiter des Programms für Internationale Beziehungen am Mercator-Institut für China-Studien. Die chinesische Regierung werde jetzt bewusst versuchen, ihre Vormachtstellung in Asien auszubauen und eine weitere Handelsliberalisierung voranzutreiben. Im Zentrum der Bemühungen werde die schnellstmögliche Ratifizierung des Freihandelsabkommens RCEP (Regional Comprehensive Economic Partnership) stehen.

RCEP ist ein Handelsabkommen zwischen 16 Ländern, sieben davon sind auch bei TPP dabei. Die USA sind nicht mit von der Partie, China hingegen ist federführend dabei. Während TPP ein breites und in die Tiefe gehendes Abkommen mit strengen Vorschriften sein soll, ist RCEP lockerer ausgelegt, die Mitgliedsstaaten haben mehr Spielraum. Die RCEP-Länder machen rund 27 Prozent des Welthandels aus, die TPP-Länder (inklusive der USA) knapp 40 Prozent.

Win-win-Situation für die EU

Die EU würde von der TPP-Implementierung profitieren, sagt Ulrich Volz, Wirtschaftswissenschafter an der University of London und am deutschen Institut für Entwicklungspolitik. Die Union ist zwar nicht Teil des Abkommens, der Handel mit den TPP-Mitgliedsstaaten würde sich aber auch für außenstehende Länder vereinfachen. Der Import ausländischer Produkte wird zum Beispiel unkomplizierter.

Auch ein gestärktes China könnte für die Europäische Union profitabel sein: Wenn sich die USA als Handelsmacht zurückziehen und sich zum Beispiel Transporte in die Staaten als schwieriger erweisen als bisher, könnte China den Blick auf Europa richten. Nach den weniger erfolgreichen Verhandlungen zu TTIP und Ceta wird die EU wahrscheinlich auf ein weiteres Megaabkommen verzichten, meint Volz. Aber: "Die EU wäre sehr gut beraten, ihren Handel mit den Asiaten weiter zu intensivieren."

Nicht zu vergessen sind jedoch die ausstehenden Verhandlungen zum Transatlantischen Freihandelsabkommen (TTIP) zwischen der EU und den Vereinigten Staaten. Fällt TTIP, wird sich auch die EU nach neuen Partnern umsehen, um das vorherrschende Freihandelsparadigma weiterzuverfolgen.

Bisher ist der Exporthandel zwischen der EU und China zu dem mit den USA nicht vergleichbar: Die EU hat 2015 Waren im Wert von 371 Milliarden Euro in die USA exportiert, die Exportsumme nach China ist weniger als halb so groß. Amerikaner zeigen sich damit weitaus interessierter an europäischen Produkten als Chinesen. Anders sieht es bei den Importen aus. Die Union hat US-Güter im Wert von 248 Milliarden Euro importiert, die Importe aus China sind um 100 Milliarden Euro höher. Rund die Hälfte aller aus China eingeführten Waren sind Maschinen und Fahrzeuge.

USA vor einer Kehrtwende

Für die USA bedeutet ein Ende von TPP eine wirtschaftliche Neuausrichtung. Douglas Irwin, Wirtschaftsprofessor am Dartmouth College, erklärt die Nachteile einer Binnenorientierung am Beispiel von Rindfleisch: Angenommen, die TPP-Handelspartner einigen sich auch ohne die USA auf ein Abkommen, dann fallen Zölle und weitere Handelsbarrieren zwischen den teilnehmenden Ländern weg. Australien könnte dadurch zum Beispiel günstig Rindfleisch nach Japan exportieren. Die Vereinigten Staaten müssten hingegen weiter hohe Zölle für den Import bezahlen. Japaner könnten dadurch günstiges Rind aus Australien erwerben, US-Fleisch wäre nicht mehr konkurrenzfähig. "Das ist nur ein Beispiel. Es könnte sich in zahlreichen Bereichen vervielfachen." (Nora Laufer, 26.11.2016)