Wien – "Die Belastungen für heimische Unternehmen durch Steuern und Abgaben befinden sich im europäischen Vergleich auf absolutem Rekordniveau", entgegnete der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Georg Kapsch, am Dienstag auf Aussagen von ÖGB-Präsident Erich Foglar. Dieser bezeichnete den internationalen Trend zur Senkung der Unternehmenssteuern zuvor als "äußerst besorgniserregend".
Aus Foglars Sicht würde sich ein Steuerdumping-Wettbewerb, den er in allen EU-Ländern befürchtet, für Arbeitnehmer, Pensionisten und kleine Gewerbetreibende schädlich auswirken. "Eine Entlastung in Form einer Senkung der Körperschaftsteuer (KÖSt) ist aber ein Gebot der Stunde", forderte Kapsch und "würde die Schaffung dringend benötigter Arbeitsplätze erleichtern".
Mit einer Gewinnsteuerquote von 2,2 Prozent des BIP liege Österreich um 0,3 Prozentpunkte unter dem EU28-Schnitt von 2,5 Prozent des BIP. Daher könne keine Rede von "einem vergleichsweise extrem geringen Gewinnsteueraufkommen österreichischer Kapitalgesellschaften" sein.
"Zudem wird immer wieder suggeriert, heimische Unternehmen würden nur 25 Prozent KÖSt bezahlen. Das ist in höchstem Maße irreführend, denn die Gesamtbelastung der Unternehmen in Österreich mit Steuern und Arbeitgeberbeiträgen zur Sozialversicherung liegt bei rund 52 Prozent und damit um rund zehn Prozentpunkte höher als im EU-Durchschnitt", so der IV-Präsident.
Eine KÖSt-Senkung von einer Milliarde Euro Volumen würde laut IV ein um 0,44 Prozent höheres BIP, 0,87 Prozent mehr Investitionen sowie eine um 0,16 Prozent höhere Beschäftigung bringen und sich im Endeffekt zu 54 Prozent selbst finanzieren. "Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wurden – längst überfällig – mit der jüngsten Tarifreform entlastet. Gleiches braucht es nun auch für die Arbeitgeberseite", meinte Kapsch. (APA, 22.11.2016)