Die Bandbreite der möglichen Einsatzbereiche von Drohnen ist enorm: von militärischer Nutzung bis hin zu Pizzazustellung, Medikamententransport oder Feuerwehrkamaras.

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Graz – Wie viele folgenreiche Innovationen wurde auch die Drohnentechnologie ursprünglich für militärische Zwecke entwickelt. Unbemannte Flugobjekte sollten ferngesteuert Feindesland erkunden, Bomben abwerfen und sonstige kriegerische Aktionen setzen, ohne die eigenen Leute zu gefährden. Inzwischen haben die Drohnen längst auch den zivilen Alltag erobert. Freizeitpiloten können die kleinen Flieger schon ab 150 Euro im Elektromarkt kaufen, und ihre kommerzielle Verwendung, etwa als Kameradrohnen, boomt.

Die Bandbreite ihrer Nutzungsmöglichkeiten ist enorm: Drohnen können zur Pizzazustellung genauso eingesetzt werden wie als schnelle Transporter für Medikamente oder als Feuerwehrkameras zum Erkennen von Glutnestern.

Europäisches Regelwerk für Drohnen

An die 2,5 Millionen privat und kommerziell genutzte Drohnen sind in den USA heute schon unterwegs, bis 2020 sollen es sieben Millionen sein. Zu Europa liegen von offiziellen Stellen zwar noch keine Zahlen vor, aber man kann auch hier von mehreren Millionen ausgehen. Immerhin sind laut Schätzungen der Deutschen Flugsicherung allein in Deutschland zurzeit schon an die 400.000 dieser Flugobjekte unterwegs.

Dass damit beträchtliche Gefahren verbunden sind, liegt auf der Hand: Drohnen können Helikoptern und Flugzeugen in die Quere kommen oder selbst abstürzen und damit zur tödlichen Bedrohung für Menschen werden. Um die damit verbundenen Haftungs- und Versicherungsfragen zu klären, wird von der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) gerade ein europäisches Regelwerk erarbeitet. Auch auf technischer Seite sind angesichts des anschwellenden Drohnenverkehrs verbesserte Sicherheitsvorkehrungen dringend gefragt.

Einen wesentlichen Beitrag dazu könnte die Entwicklung eines jungen Grazers leisten: Der studierte Telematiker Markus Manninger hat nämlich einen Fallschirm für Drohnen entwickelt, der sich im Notfall automatisch öffnet.

Vollautomatische Notlandung

Das Drone Rescue System überwacht das Flugverhalten der Drohne mittels Sensoren, die laufend Parameter wie Schräglage, Luftdruck oder Fallgeschwindigkeit messen. Erkennt das System eine Normabweichung, öffnet sich automatisch ein Fallschirm, und die Drohne sinkt langsam zu Boden. "Im Gegensatz zu vergleichbaren Systemen funktioniert unsere Entwicklung vollautomatisch", betont Andreas Ploier, der gemeinsam mit Manninger ein Start-up zur Weiterentwicklung und Vermarktung des Drone Rescue System gegründet hat. "Selbst wenn man gegenwärtig seine Drohne nur in Sichtweite fliegen lassen darf, kann der Pilot bei manuell auslösbaren Systemen erst reagieren, wenn das Gerät schon viele Höhenmeter abgesunken ist." Das sei für eine sichere Notlandung oft zu spät, außerdem werde sich die Sichtweite-Regelung in absehbarer Zeit ändern. "Wenn zum Beispiel Amazon Pakete mit Drohnen ausliefert, werden diese sicher nicht in Sichtweite der Piloten bleiben", so Ploier. "Außerdem kann durch die Automatik die Fehlerquelle Mensch ausgeschaltet werden."

Für ihre bereits zum Patent angemeldete Innovation wurde den beiden Jungunternehmern von der Europäischen Weltraumorganisation ESA kürzlich der Österreich-Preis der European Satellite Navigation Competition 2016 überreicht. Diese Auszeichnung und die Unterstützung des akademischen Gründungszentrums Science Park Graz sind für die beiden Neounternehmer wichtige Aufstiegshilfen auf dem Weg zum erfolgreichen Hightech-Betrieb.

Vom Paragleiter inspiriert

Während sich Ploier um die rechtlich-wirtschaftlichen Belange und die Suche nach Investoren und Kooperationspartnern kümmert, testet Manninger als technischer Mastermind zurzeit das neue System auf Herz und Nieren. Damit jede in Not geratene Drohne eine sanfte Landung schafft, muss noch der eine oder andere von ihm entwickelte Algorithmus hinter der neuen Sicherheitsautomatik nachgeschärft werden.

Dass Drohnenabstürze nicht nur für etwaige Passanten gefährlich sein können, sondern auch dem Unfallpiloten finanzielle Schäden verursachen können, haben die beiden Grazer bei einem gemeinsamen Freund gesehen. "Seine Kameradrohne ist innerhalb zweier Jahre zweimal abgestürzt, was ihn viel Geld gekostet hat", erzählt Ploier. "Da Markus Manninger ein begeisterter Paragleiter ist, kam ihm die Idee mit dem Drohnenfallschirm." (Doris Griesser, 27.11.2016)