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Trump hat sich also doch mit Vertretern der "New York Times" getroffen.

Foto: REUTERS/Shannon Stapleton

Washington – Donald Trump bleibt auch als designierter Präsident auf Kriegsfuß mit den großen Medien der USA. Ein für Dienstag vereinbartes Treffen mit dem Herausgeber und mehreren Reportern der "New York Times" sagte er Dienstagfrüh zunächst ab. Trump schrieb auf Twitter, die Bedingungen des Treffens seien kurzfristig geändert worden. Die "New York Times" widersprach dem.

Die "New York Times" erklärte, nach Gesprächen am Montag habe man gemeinsam daran festgehalten, einen kurzen Teil hinter verschlossenen Türen und den deutlich längeren öffentlich mit Reportern machen zu wollen. Von der Absage habe man via Twitter erfahren. Trumps Team hatte das Treffen selbst vorgeschlagen.

Im Lauf des Tages änderte Trump jedoch seine Meinung und nahm doch an einem Treffen mit Spitzenvertretern der Zeitung teil und stellte sich auch öffentlich Fragen von "New York Times"-Mitarbeitern.

Die "New York Times" ist seit längerem ein bevorzugtes Ziel von Trumps Kritik. Auch als gewählter Präsident verbreitete er, das Blatt scheitere, und wegen der angeblich falschen Berichterstattung über ihn sänken die Verkaufszahlen. Allerdings ist das Gegenteil der Fall: Nach der US-Wahl meldete die "New York Times" Rekordzugriffe und Zehntausende neuer Bezahlabos, sowohl digital als auch für die Printausgabe.

"Respekt"

"Ich habe den größten Respekt für die "New York Times", sagte Trump im Interview. Er fügte aber hinzu: "Ich glaube, dass ich sehr hart angefasst worden bin." Er finde, die Berichterstattung der "New York Times" über seinen Wahlkampf sei die härteste von allen gewesen. Die "Washington Post" sei vielleicht schlecht, aber dort habe er wenigstens ab und zu einen guten Artikel bekommen.

Er würde das Verhältnis zur "New York Times" gern verbessern, sagte Trump, das würde seinen Job einfacher machen. "Ich lese sie. Leider. Täte ich es nicht, würde ich 20 Jahre länger leben."

Desaster

Am Dienstag drangen außerdem weitere Einzelheiten eines vertraulichen Treffens von Trump mit führenden Vertretern aller großen US-TV-Sender an die Öffentlichkeit. Ohne namentlich genannt zu werden, äußerten sich mehrere der Journalisten entgeistert und aufgebracht. Man habe nach dem heftigen Wahlkampf am Montag mit einem versöhnlichen Treffen oder der Ankündigung einer baldigen Pressekonferenz gerechnet, doch das Gegenteil sei der Fall gewesen. "Es war ein totales Desaster", zitierte die "New York Post" einen Teilnehmer.

Kellyanne Conway aus Trumps Team zeichnete ein anderes Bild des Gesprächs. Man habe sich in herzlicher Atmosphäre konstruktiv ausgetauscht.

Trump: "Hasse CNN"

Trump sei sehr wütend gewesen, zitieren US-Medien wie der "New Yorker" Teilnehmer. Er habe gesagt, am schlimmsten seien die Sender CNN und NBC, sie seien Lügner, er hasse CNN. Man sei in einem Raum voller Lügner, mit hinterlistigen, unaufrichtigen Medien. NBC habe er gefragt, warum sie von ihm immer ein so hässliches Foto mit einem Doppelkinn zeigten.

"Er poltert genauso herum wie während des Wahlkampfs und plustert sich total auf", wurde ein anderer Teilnehmer zitiert. "Das ist dem Amt total unangemessen. Mich macht das krank. So etwas habe ich noch nie erlebt. Er versteht unsere Rolle nicht. Er denkt, wir wären dafür da, zu sagen, was er sagt, und fertig."

An dem Gespräch mit Trump nahmen führende Vertreter und Moderatoren der Sender NBC, ABC, CBS, CNN und Fox teil. (APA, 22.11.2016)