Foto: APA/GEORG HOCHMUTH
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Michael Häupl hat es nicht nur verabsäumt, für seine Nachfolge vorzusorgen, er hat auch tatenlos dabei zugesehen, wie die beiden Lager in der Wiener SPÖ immer weiter auseinandergedriftet sind. Der Kampf um die Vormachtstellung hat dermaßen an Dynamik gewonnen, dass der Bürgermeister die Situation nicht mehr in den Griff bekommt. Dadurch ist nicht nur sein eigenes Standing schwer beschädigt worden, darunter leidet auch massiv die Partei. Die Gräben, die sich auftun, stehen symptomatisch für den Zustand der SPÖ.

Die Polarisierung, die in der Debatte über den Umgang mit Flüchtlingen stattgefunden hat, hat auch einen Keil in die Wiener SPÖ getrieben. Zudem lässt sich nicht übersehen, dass hier ein Kampf der vermeintlich starken Männer aus den Wiener Außenbezirken gegen die resolut auftretende rote Frauenriege im Rathaus stattfindet. Häupl steht vor einem Dilemma: Wertet er einen Vertreter aus einem der beiden Lager auf, befeuert er den parteiinternen Zwist. Lässt er die Situation offen, zerfleischen sich die Parteifreunde erst recht. Und dahinter gibt es derzeit keinen neutralen Kandidaten, der stark genug wäre, die beiden Lager zusammenzuführen.

Häupl hat seine eigene Position falsch eingeschätzt. Im Vertrauen darauf, dass niemand in der Partei aufbegehren würde, wenn er ein Machtwort spricht, ist ihm die Situation entglitten. Der Selbstherrlichkeit, mit der er die Dinge anzugehen pflegt, ist die Basis längst entzogen. (Michael Völker, 21.11.2016)