Die Übernahme und damit die erhoffte Rettung des angeschlagenen Chip-Anlagenbauers Aixtron durch einen chinesischen Investor droht zu scheitern. Wegen Sicherheitsbedenken werden die Pläne nun auch von den US-Behörden torpediert, nachdem bereits das deutsche Wirtschaftsministerium (BMWi) den Deal gestoppt hat. Das sorgte am Montag bei den Anlegern für Verdruss.

Die Aktie brach um knapp 10 Prozent auf 4,25 Euro ein. Trotz der Widerstände bleibt Aixtron aber kämpferisch.

"Wir haben sachliche Argumente, um die Bedenken auszuräumen", sagte ein Firmensprecher. "Wir stehen in intensivem Kontakt mit den Behörden in den USA und in Deutschland." Der Sprecher betonte, es liege in der Hand der Kunden, welche Halbleiter für welchen Zweck auf den Aixtron-Anlagen hergestellt werden. Die Firma hatte bereits mehrfach betont, für seine Anlagen immer die nötigen Exportlizenzen erhalten zu haben. Auf den Aixtron-Maschinen werden Chips produziert, die zivil zur Herstellung von Leuchtdioden genutzt werden, aber auch für militärische Zwecke, etwa in Systemen, die Raketen und Satelliten steuern.

Unklar

Analysten sehen derweil schwarz. "Es ist total unklar, ob die Übernahme durch die Chinesen klappt", kommentierte Harald Schnitzer von der DZ Bank. Für Victoria Kruchevska von Equinet wird es immer wahrscheinlicher, dass die Transaktion abgesagt wird. Ohne die finanzielle Hilfe des Investors steuere die seit Jahren defizitäre Firma in eine ungewisse Zukunft, so die Analystin. Tim Wunderlich von Hauck und Aufhäuser sieht das ebenso. "Was Aixtron braucht, ist ein weißer Ritter aus Europa oder den USA – etwa Applied Materials, da das Unternehmen alleine keine Überlebenschance hat."

Aixtron hatte am Freitag mitgeteilt, die US-Behörde Committee on Foreign Investment in the United States (CFIUS) habe Sicherheitsbedenken gegen die Übernahme von Aixtron durch den chinesischen Investor Grand Chip Investment (GCI). Den Unternehmen sei nahe gelegt worden, das Fusionsvorhaben aufzugeben. Andernfalls habe US-Präsident Barack Obama das letzte Wort. CFIUS werde ihm empfehlen, die Freigabe nicht zu erteilen. Obama müsse nun innerhalb einer 15-Tagefrist – bis Anfang Dezember – entscheiden.

Der deutsche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte im vergangenen Monat überraschend die Anfang September erteilte Unbedenklichkeitserklärung für die Übernahme einkassiert. Er will die Sache nochmals unter die Lupe nehmen.

Vorstandschef Martin Goetzeler sucht seit längerem nach einem Käufer für die seit Jahren defizitäre Aachener Firma. In der GCI sieht er den geeigneten Partner, um das Unternehmen aus der Misere zu holen und gleichzeitig Zutritt zum chinesischen Markt zu bekommen. Goetzeler hatte für den Fall des Scheiterns bereits angekündigt: "Würden wir allein weitermachen, müssten wir uns gegebenenfalls aufgrund der beschränkten finanziellen Ressourcen stärker fokussieren und Stellen abbauen."

GCI, ein Vehikel der Fujian Grand Investment (FCG), bietet 676 Mio. Euro für den 1983 aus der Aachener Hochschule RWTH hervorgegangenen Chipanlagenbauer mit seinen rund 750 Mitarbeitern. Mit im Boot bei dem Kauf ist die Firma Sino IC Fund Structure, an der unter anderem die chinesische Staatsbank China Development Bank beteiligt ist. Die Volksrepublik hat ein milliardenschweres Investitionsprogramm aufgelegt, um die heimische Branche auszubauen. (Apa, 21.11. 2016)