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Seit 26 Jahren ist Fillon mit Pénélope (li.) verheiratet.

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Er galt als Premier als emsiger Diener seines Präsidenten Sarkozy.

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Im Wahlkampf war er lange unauffällig.

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Er punktete mit Themenkompetenz.

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In Le Mans fährt er im schnittigen Sportwagen seine Runden.

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Fillon gilt nun als Favorit für die konservative Kandidatur.

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Eigentlich war alles auf ein Duell der Favoriten zugeschnitten: Auf der einen Seite des Rings der ehemalige Präsident und Hardliner Nicolas Sarkozy, auf der anderen Alain Juppé, seines Zeichens ehemaliger Premierminister und Vertreter des liberaleren Flügels der Konservativen. In den TV-Duellen waren auch sie es, die in den medialen Infight traten und die anderen Kandidaten eher als Beiwerk erscheinen ließen.

Wie schon als Premierminister schien François Fillon auch im Vorwahlkampf im Schatten seines damaligen Präsidenten zu stehen. Am Sonntag trat er wohl aus diesem hervor. Anzeichen dafür hätte man schon während der letzten TV-Diskussionen sehen können: Während Sarkozy und Juppé stritten, wirkte Fillon daneben besonnen, zentriert und geradlinig.

Den Ruf als ehrlicher Mann und soziales Gewissen hat sich Fillon in seinen Ministerjahren erarbeitet. Als Premierminister (2007–2012) unter Präsident Nicolas Sarkozy galt er als erdendes Korrektiv zum sprunghaften und emotionalen Stil seines Chefs. Fillon war der loyale Diener seines Herrn, stand geduldig in dessen Schatten.

Bis er bereits 2013 seinen Namen für die Präsidentschaftswahlen im Jahr 2017 ins Spiel brachte. "Kühn und unwürdig" nannte Sarkozy Fillons Absichtserklärung damals. Nun zieht sich der ehemalige Chef zugunsten seines "bloßen Mitarbeiters" – wie Sarkozy seinen Premierminister einmal genannt hatte – zurück. In einer ersten Erklärung gab Sarkozy eine Wahlempfehlung für Fillon ab.

Der Politiker aus der Provinz

François Fillon, 1954 geboren in der nordwestfranzösischen Stadt Le Mans, wuchs in der Provinz in einem kleinen Dorf auf und zeigte schon in seiner turbulenten Kindheit "Leaderqualitäten". Ein Jahr vor dem Abschluss am Lycée Notre-Dame de Sainte-Croix in Le Mans wurde er der Schule verwiesen, weil er den Protest gegen eine Englischlehrerin angeführt hatte. Nach einer Unterstützungskampagne seiner Schulkameraden durfte er aber letztlich doch wieder zurück. Es war nicht sein erstes disziplinarisches Intermezzo während seiner Schulzeit.

Der junge Fillon ließ die Sturm-und-Drang-Jahre aber schnell hinter sich und entschied sich für ein Studium der Rechtswissenschaften in Le Mans und Paris, wohl auch, weil der Vater, eine Notar, das forcierte. Politisch fasste der engagierte Gaullist, als der er sich selbst sieht, schnell Tritt. Er begann 1976 als Parlamentsassistent beim Abgeordneten seines Heimatdépartements und übernahm schnell programmatische Aufgaben. 1981 wurde er erstmals selbst in die Nationalversammlung gewählt. Lange Jahre war der als solider und konsequenter Arbeiter geltende Fillon nebenbei auch Bürgermeister von Sablé-sur-Sarthe (1983–2001).

Enttäuschungen und neoliberales Programm

Als Minister im Kabinett von Jean-Pierre Raffarin von 2002 bis 2005 übernahm er zunächst das Sozialministerium und arbeitete eine bis heute umstrittene, bis 2020 reichende Reform des Rentensystems aus. "Wenn man eine Bilanz für Chirac aufstellt, wird man sich nur an meine Reformen erinnern", wetterte Fillon angeblich 2005. Eine untypisch starke Aussage für den charakterlich als zurückhaltend geltenden Fillon, damals ausgelöst durch den für ihn überraschenden Rauswurf aus der Regierung. Als Staatspräsident Chirac, dessen Lager Fillon bis dahin angehörte, das Kabinett nach dem deutlichen Scheitern des Referendums über die Europäische Verfassung 2005 auflöste, fühlte sich Fillon bei der Neubildung übergangen. Bei den Präsidentschaftswahlen 2007 ergriff er demonstrativ Partei für den Rebellen Sarkozy und stieg bis zu dessen Premierminister auf.

Aus ideologischer Sicht harmonierten Sarkozy und Fillon immer schon gut. Fillons Programm gilt als gesellschaftspolitisch äußerst konservativ, seine Wirtschaftspolitik als neoliberal. Fillons erklärtes Vorbild ist die vormalige britische Premierministerin Margaret Thatcher. Gewerkschaftsrechte und Sozialabgaben der Unternehmen möchte er beschneiden, die derzeit geltende Regelarbeitszeit komplett abschaffen. 500.000 Stellen für Staatsbeamte hält Fillon für verzichtbar.

Seine rechtskonservativen Ansätze sind auch im Ruf nach Verschärfungen im Ausländerrecht zu erkennen. Ausländern soll der Zugang zu Sozial- und Gesundheitssystemen sowie der Familiennachzug erschwert werden. Die 2013 durch die sozialdemokratische Regierung eingeführte Homosexuellen-Ehe kritisiert Fillon und stellt zumindest das mit ihr einhergehende Adoptionsrecht infrage.

Hobbys und Freizeit

Sollte Fillon tatsächlich in die Situation kommen, französischer Präsident zu werden, ist also mit einem Rechtsschwenk in Frankreich zu rechnen. Zuerst muss der Vater von fünf Kindern allerdings die Stichwahl der konservativen Vorwahlen am Sonntag für sich entscheiden. Fillon zieht als Favorit in die Abstimmung.

Beim Bergsteigen und beim Fußball holt er sich den Ausgleich, den er in der intensiven Vorwahlkampfphase braucht – und auch bei den Zeilen seines Lieblingsschriftstellers François-René de Chateaubriand, der selbst auch Politiker in der Zeit Ludwigs XVIII. war.

Einen weniger "romantischen" Termin nimmt Fillon, egal in welcher Funktion, jedes Jahr im Frühsommer mit großem Eifer wahr: Er zählt seit Jahren zu den prominentesten Teilnehmern des 24-Stunden-Oldtimer-Rennens von Le Mans. (mhe, 21.11.2016)