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Merkels erste Kabinettssitzung im November 2005

Foto: AP / Jockel Finck

Berlin – "Ich will Deutschland dienen." So beschrieb Angela Merkel im Jahr 2005 ihr Amtsverständnis als deutsche Bundeskanzlerin. Regierungschefin war sie damals noch lange nicht, den Satz sagte sie im Mai bei ihrer Dankesrede zur Nominierung als Kanzlerkandidatin von CDU/CSU. So mancher in der Union glaubte damals noch, es müsse sich um einen historischen Irrtum, um eine Art Betriebsunfall handeln.

Doch das einstige "Mädchen" von Helmut Kohl hatte sich gegen alle CDU- und CSU-Granden durchgesetzt und trat 2005 zum ersten Mal als Kanzlerkandidatin an, um Gerhard Schröder und seine rot-grüne Regierung abzulösen. Es gelang nicht ganz. Zwar vertrieb sie Schröder und die SPD aus dem Kanzleramt, doch aus der angestrebten Wunschkoalition mit der FDP wurde nichts. Merkel musste ihre erste große Koalition eingehen.

Die erste Hälfte ihrer ersten Amtszeit verlief unspektakulär, Merkels unaufgeregter Stil kam bei den Deutschen gut an. Die letzten beiden Jahre waren geprägt von der Finanzkrise. Unvergessen ist der 8. Oktober 2008, an dem sie mit dem damaligen Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) eine Garantieerklärung für alle Spareinlagen gab.

"Kein Cent" für Griechenland

Steinbrück als Finanzminister verlor sie 2009, denn im Herbst 2009 reiche es bei der Bundestagswahl für ein Bündnis mit den Liberalen, Vizekanzler wurde Guido Westerwelle (FDP). In ihrer zweiten Regierungszeit war Merkel vor allem mit dem Aufspannen von Euro-Rettungsschirmen beschäftigt. "Keinen Cent für Griechenland" hatte zunächst ihre Devise noch geheißen, doch dann wurden daraus viele Milliarden.

Innenpolitisch bescherte Merkels zweite Amtszeit einige Volten, die einige Konservative bis heute nicht verdaut haben. Nach dem Super-GAU von Fukushima bereitete die Kanzlerin den Atomausstieg vor, zudem wurde unter ihrer Führung die Wehrpflicht ausgesetzt.

Die Steuereinnahmen sprudelten, Finanzminister Wolfgang Schäuble steuerte auf den ersten ausgeglichenen Haushalt hin, die Arbeitslosigkeit sank. Irgendwie glaubten die meisten Deutschen, dies alles sei "Mutti" zu verdanken.

Mit dieser ehrfürchtig-ironisch gemeinten Bezeichnung ging Merkel 2013 in ihre dritte Amtszeit, diesmal wieder mit der SPD. Diese legte ein Gesetz ums andere vor (Mindestlohn, Mietpreisbremse), doch allein die Popularität Merkels wuchs.

In der dritten Amtszeit begann auch ihre härteste Prüfung: Ab Sommer 2015 arbeitete Merkel fast ausschließlich an den Folgen der Flüchtlingskrise, die ein tiefes Zerwürfnis mit der CSU zur Folge hatte. Dennoch hat sie noch nicht genug, sie ist bereit für Teil vier – wenn die Wähler wollen. (bau, 20.11.2016)