Die "Touch Bar" des neuen Macbook Pro.

Apple hat seine Macbook-Reihe aufgefrischt und für zahlreiche Schlagzeilen gesorgt. Der Preis und fehlende Anschlüsse sorgten für Kritik. "Touch" ist hingegen das Zauberwort bei den neuen Laptop-Generationen. Die aktuellen Modelle von Microsoft, Lenovo und anderen Herstellern verfügen inzwischen durchgängig über Bildschirme zum Antippen und Wischen. Auch Apple spendiert seinem neuen Macbook Pro ein berührungssensitives Display. Dabei handelt es sich aber nicht um den eigentlichen Bildschirm, sondern um einen schmalen Displaystreifen am oberen Rand der Tastatur. In einem Praxistest erwies sich die "Touch-Bar" als ein vielversprechendes Eingabeinstrument, wie die dpa schreibt.

Inhalte der Touch-Bar sind gut zu erkennen

Das schmale Oled-Display ersetzt die Reihe der Funktionstasten auf der Tastatur. Im Praxistest fällt auf, dass die Leiste sich nicht wie ein Bildschirm anfühlt, sondern deutlich griffiger. Die Inhalte der Touch-Bar sind gut zu erkennen, auch wenn man nicht rechtwinklig von oben auf die Tastatur schaut, sondern flach von vorne. Die Symbole erscheinen kristallklar und in Farbe – wie aufgedruckt. Der Streifen reagiert als Multitouch-Display auf mehrere Eingaben gleichzeitig. Bis zu zehn Eingabepunkte werden erkannt.

Bislang profitieren vor allem Anwendungen von Apple von der Touch-Bar. So kann man beispielsweise in der Mail-Anwendung häufig verwendete Befehle wie "Antworten" oder "Als Spam markieren" als Symbol auf die Leiste legen und sie im Arbeitsalltag schneller erreichen als mit der Maus oder einer Tastenkombination.

In der Notizen-App kann man auf der Touch Bar Aufzählungen direkt anwählen. In der Nachrichten-App oder in Mail kann man sich eine lange Reihe von Emoticons anzeigen lassen und das passende Emoji auswählen. Die Fotos-App bietet an, durch viele Bilder zu wischen, um das gesuchte Foto schneller zu finden. Der Hauptmonitor zeigt dabei Vollansichten der Bilder an.

Im Kalender kann man einzelne Wochen schneller anwählen und mit dem Finger Termine verschieben. Im Safari-Browser wischt man durch geöffnete Tabs, von denen die Touch-Bar Miniaturansichten anzeigt. In anderen Browsern klappt das noch nicht. Da Apple aber die Programmschnittstelle (API) für Entwickler geöffnet hat, ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch Firefox, Google Chrome und andere Programme Bedienelemente für die Touch-Bar zur Verfügung stellen. Die Audio-Steuerung (Lauter, Leiser, Aus) bleibt die gesamte Zeit sichtbar, auch wenn man in anderen Programmen arbeitet.

Microsoft Office und Photoshop

Auch Anwendungen wie Microsoft Office und Adobe Photoshop werden künftig die Tastleiste unterstützen, weil Apple die Schnittstelle dafür geöffnet hat. Daher kann man darauf gespannt sein, wie Dritthersteller von Software das neue Feature verwenden werden.

Die Touch-Bar ersetzt auch den herkömmlichen Ein/Aus-Schalter. Wenn der Rechner zuvor ausgeschaltet wurde, startet allein das Öffnen des Laptopdeckels den Boot-Vorgang. Mit einem Fingerabdruck-Sensor kann sich der Anwender an dem Rechner anmelden. Der Sensor ermöglicht auch, zwischen verschiedenen Benutzerkonten hin- und herzuwechseln, wenn das Macbook Pro beispielsweise in der Familie oder in der Firma von mehreren Personen genutzt wird. Im Test erwies sich das als ungeheuer praktisch.

"Secure Element"

Der Fingerabdruck wird mit dem "Secure Element" des neuen T1-Chips von Apple – ähnlich wie beim iPhone – erkannt. Zusammen mit der standardmäßig eingeschalteten Festplattenverschlüsselung bietet Apple damit ein System an, das besonders gut gegen Spionageattacken von außen abgesichert ist. In den USA und einigen anderen Ländern kann man darüber auch via Apple Pay im Web bezahlen. In Deutschland und Österreich ist der Bezahldienst aber noch nicht verfügbar.

Wenn noch kein Programm aktiv ist, erscheinen auf der Touch-Bar die Optionen, die bisher auch auf den Funktionstasten lagen, also die Steuerung der Helligkeit von Bildschirm und Tastaturbeleuchtung, die Lautstärke der Lautsprecher sowie die Start/Stopp/Pause-Zeichen für die Wiedergabe von Videos und Musik. Auch die klassische Escape-Taste ist hier zu finden – allerdings nur als Icon auf der Leiste und nicht als fühlbare Taste, was Programmierer vielleicht bedauern werden, weil sie häufig diese Taste ansteuern müssen.

Die neue Touch-Bar fasziniert beim Praxistest so sehr, dass die anderen Merkmale der neuen Macbook-Pro-Generation ein wenig in den Hintergrund rücken. Das neue Macbook Pro ist im Vergleich zu den Vorgängern deutlich kompakter geworden: Das 13-Zoll-Modell ist mit 14,9 Millimetern nun 17 Prozent dünner und 23 Prozent kleiner, weil der Rahmen rund um den Bildschirm fast vollständig verschwunden ist. Das 15-Zoll-Modell ist mit 15,5 Millimetern auch dünner als der Vorgänger.

Vergleicht man das Gerät mit der letzten Macbook-Pro-Generation, ist eine deutliche Verschlankung festzustellen. Die Ränder um das 13,3-Zoll-Display mit 2.560 x 1.600 Pixel sind schmäler und auch das restliche Gehäuse kompakter. Dazu wurde auch das Gewicht um etwa 200 Gramm reduziert.

Deutlich größer fällt dagegen das Trackpad aus. Beim 15-Zoll-Gerät ist es doppelt so groß wie beim Vorgängermodell, beim kleinen Bruder sind es immerhin noch 43 Prozent mehr Fläche. Eine gut funktionierende Handballenerkennung sorgt dafür, dass eine aufliegende Hand bei dem Mausersatz keine ungewünschten Aktionen auslöst – während eine Fingereingabe wie gewünscht präzise erkannt wird.

Die Tastatur weist trotz schmälerer Taste immer noch eine angenehme Haptik auf – eine absolute Schlüsselfunktion bei einem Laptop. Die integrierten Lautsprecher klingen besser als jene in den meisten Laptops.

Heller als die Vorgängermodelle

Auch die ohnehin hervorragende Qualität des Bildschirms wurde noch einmal gesteigert. Das Display strahlt bei 500 Nits um 67 Prozent heller als die Vorgängermodelle. Ein Nit bezeichnet die Helligkeit einer Kerze.

Bei dem Hauptprozessor setzt Apple beim Macbook Pro wie Microsoft beim Surface nicht auf die ganz neuen Chips von Intel ("Kaby Lake"), sondern auf die Vorgängergeneration der Intel-Core-Prozessoren ("Skylake"). Das hat vor allem damit zu tun, dass Intel "Kaby Lake" derzeit nur mit zwei Rechenkernen ausliefert. Für die großen 15-Zoll-Modelle setzt Apple aber auf vier Kerne, die im Highend-Bereich auch benötigt werden. Außerdem fallen die Performancegewinne zwischen "Skylake" und "Kaby Lake" nicht so enorm aus.

Radikaler Neuanfang bei den Schnittstellen

Einen radikalen Neuanfang wagt Apple bei den Schnittstellen: Die bisherigen Modelle boten neben dem Magsafe-2-Port für den Ladestrom, zwei USB-3-Buchsen, einen HDMI-Ausgang, einen SD-Karten-Schacht, zwei Thunderbolt-2-Schnittstellen sowie eine Klinkenstecker-Buchse für den Kopfhörer. Davon hat nur die Kopfhörerbuchse überlebt. Dazu kommen neu jetzt zwei Thunderbolt-3-Buchsen beim kleinen Macbook Pro (und vier beim 15-Zoll-Modell), die auch als USB-C-Port dienen. Darüber wird der Rechner auch aufgeladen. Die Buchsen dienen aber auch zum Anschluss von externen Monitoren, Festplatten, Raid-Speichersystemen und vielem mehr.

Probleme für iPhone-7-Nutzer

Ein besonderes Problem ergibt sich außerdem für Käufer des iPhone 7, das bekanntlich die Audioklinke ausgespart hat. Diese müssen künftig entweder zwei verschiedene Kopfhörer oder einen weiteren Adapter mitführen, um auf beiden Geräten ungestört Musik zu konsumieren. Ebenso ist ein Adapter oder weiteres Kabel notwendig, um iPhones überhaut an das Macbook Pro anzuhängen, denn das Anschlusskabel des Smartphones setzt auf Lightning und USB-A.

Video von Apple.
Apple

Da diese modernen Schnittstellen noch wenig verbreitet sind, ist man auf Adapter angewiesen, damit man eine SD-Speicherkarte oder einen USB-Stick auslesen, einen HDMI- oder VGA-Monitor anschließen oder eine externe Festplatte andocken kann. Insbesondere der Wegfall des SD-Kartenslots ist zu bedauern, konnten Profifotografen damit bislang doch ohne ein zusätzliches Kartenlesegerät die Bilder von ihren Speichermedien auf den Rechner holen. Nachdem die Änderung der Port-Formate bei etlichen Kunden auf Kritik gestoßen war, senkte Apple als Reaktion darauf die Preise der Adapter deutlich.

Nie ein Billigschnäppchen

Ein Macbook Pro war noch nie ein Schnäppchen. Mit dem schwachen Eurokurs sind die Preise nochmals gestiegen. Das 13-Zoll-Macbook Pro mit Touch-Bar (2,9-GHz-Dual-Core-i5-Prozessor, 8 GB Arbeitsspeicher, 256 GB Flash Speicher) ist ab 1.999 Euro zu haben. Das 15-Zoll-Modell mit Touch-Bar (2,6-GHz-Quad-Core-i7-Prozessor, 16 GB Arbeitsspeicher und 256 GB Flashspeicher) gibt es ab 2.699 Euro.

Das Einsteigermodell mit 13-Zoll-Bildschirm, das statt einer Touch-Bar über die konventionellen Funktionstasten verfügt, ist preiswerter: Dieses 13-Zoll-Macbook Pro ohne Touch-Bar (2,0-GHz-Dual-Core-i5-Prozessor, 8 GB Arbeitsspeicher, 256 GB Flashspeicher) kostet ab 1.699 Euro. Die meisten Kunden dürften aber auf die Modelle mit der neuartigen Bedienleiste schielen.

Schwächeres Modell mit stärkerem Akku

Während das teurere Modell außerdem drei Mikrofone für Sprachübertragung und Rauschunterdrückung verwendet, sind es hier nur zwei. Interessant ist weiters, dass das "Low End"-Macbook einen rund zehn Prozent größeren Akku mitbringt. Für beide Notebooks gibt Apple zehn Stunden Laufzeit an. In der Praxis sollte das billigere Gerät aufgrund seiner sparsameren Hardware und der höheren Kapazität länger durchhalten. Ärgerlich, in der Praxis aber vermutlich nur selten relevant, ist das Downgrade des ac-WLAN-Chips. Dieser unterstützt maximal eine Bandbreite von 867 Mbps, während der Vorgänger theoretisch bis zu 1,3 Gbps schafft. (red, APA, dpa, 25.11.2016)