Also sprach H.-C. Strache: "Die abgehobene und verfilzte Politelite ist nicht bereit zu lernen und endlich die Interessen der Bürger durchzusetzen. Kein Wunder, wenn die österreichische Bevölkerung am 4. Dezember 2016 mit Norbert Hofer den Systempolitikern, den abgehobenen Eliten und dem bürgerfremden Establishment eine Absage erteilen wird!"

Das ist ganz herzig. Der volksnahe, antielitäre Norbert Hofer hat soeben gegenüber Oe24 (bzw. Österreich) damit spekuliert, er könne ja nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten in eine der Staatswohnungen in der Wiener Hofburg einziehen. Elitärer geht's nicht. Und was ist mit Hofers Mitgliedschaft im St.-Georgs-Orden, dem "europäischen Orden des Hauses Habsburg-Lothringen"? Schirmherr ist "S. k. k. H. Erzherzog Karl von Habsburg-Lothringen". "S. k. k. H." steht für "Seine kaiserliche und königliche Hoheit".

Weniger skurril wird es, wenn man die rechten Strukturen im Halbdunkel betrachtet. Hofer gehört als Mitglied der schlagenden Burschenschaft Marko Germania Pinkafeld zum Netz der Burschenschafter. Dazu schreibt der Rechtsextremismusexperte Hans-Henning Scharsach: "Parteiführung, Parlament und sieben von neun Landesverbänden (der FPÖ) werden von Burschenschaftern dominiert." Ein "rechtsextremer, partiell neonazistischer, demokratie- und verfassungsfeindlich agierender Akademikerklüngel (...) hat Österreichs nach allen Umfragen stimmenstärkste Partei zuerst unterwandert, dann dominiert und zuletzt in Besitz genommen". Elitärer als bei den öffentlichkeitsscheuen, in seltsamen Ritualen verbundenen Burschenschaftern geht's echt nicht.

Schon wieder zu viel Hofer, Strache und FPÖ? Aber wenn die elitären Elitenverächter von ganz rechts im Vormarsch sind, sollte man das diversen (bürgerlichen) Wohlmeinenden auch klarmachen. Zweitens gibt es ja eine einigermaßen berechtigte Debatte, ob die Eliten, diesfalls die "liberalen Eliten", nicht die "Ängste und Sorgen" der einfachen Bürger missachtet hätten. Dies habe zu der rechtspopulistischen Welle geführt, die mit Trump einen vorläufigen Höhepunkt erreichte.

Da ist zumindest was dran, wenngleich es schon lustig ist, wenn elitäre konservative Publizisten andere, liberalere als "elitär" beschimpfen. Und im Übrigen wird etwa Österreichs Presselandschaft von antielitären, ja antiaufklärerischen Zeitungen dominiert. Denen übrigens von einer umnachteten Politelite das Inseratengeld hinten hineingestopft wird. Das ist nicht umsonst, aber vergebens.

Der Zug zum Rechtspopulismus hat etwas mit der Angst um den bedrohten Wohlstand zu tun. Das Versäumnis mancher politischer und journalistischer Eliten war es, gegen die tektonische Verschiebung in der Wirtschafts- und Sozialstruktur des Westens nicht mit aller Energie Gegenmittel gesucht zu haben (z. B. durch Förderung von Ausbildungseliten). Aber wenn rechte Elitäre die liberale Demokratie als "elitär" beschimpfen und stattdessen eine autoritäre "Demokratie" schaffen wollen, dann müssen die liberalen Demokraten energisch gegenhalten. (Hans Rauscher, 18.11.2016)