Stephanie Klaura: "On radar? 'hocus pocus – dazzle – GO!'", 2016

Foto: Stephanie Klaura

Der mit 5000 Euro dotierte Kärntner Kunstpreis der Bank Austria wurde 2016 an Stephanie Klaura vergeben. Zu Recht, wie man aktuell in Villachs städtischer Galerie Freihausgasse sehen kann. Es ist das Humorvoll-Spielerische, das die Arbeiten der 1984 im salzburgischen Kuchl geborenen und im zweisprachigen Südkärnten aufgewachsenen Künstlerin schon auf den ersten Blick aus der oft bierernsten zeitgenössischen Kunstproduktion heraushebt.

Als exemplarisch kann die im Hauptraum platzierte Installation On radar? "hocus pocus – dazzle – GO!" angesehen werden. Sie besteht aus einem luftig an der Wand drapierten Stoff, der harlekinesk mit weißen und schwarzen Karos bedruckt ist – ebenso wie zusätzlich bereitgestellte Westen. Wer in diese hineinschlüpft, kann sozusagen im Bild verschwinden. Der Verlust der eigenen Erscheinung müsse einen aber nicht erschrecken, im Gegenteil: Dieser "Rückzug" führe zu Entspannung. So ist es der Gebrauchsanweisung der schon in der Außenvitrine der Galerie aufliegenden Instant-Tarnpolster zu entnehmen.

Liebesbriefe und Bauklötze

Hier gelangen Klauras Arbeiten schon in den Bezirk der Gesellschaftsphilosophie, wo der Begriff des Musters nicht zuletzt für die Beschreibung uns vorgegebener existenzieller Verhaltensregeln verwendet wird. Was als Unangepasstheit aus jener Reihe tanzt, die sich – gewebetechnisch gesagt – in der Vervielfältigung eines Motives, des sogenannten "Rapports", zum Muster bildet, ist der Irrtum. In den mit einem Wortspiel Error-Rapport genannten Papierarbeiten Klauras ist dieser liebevoll kultiviert.

Wer nicht weiß, dass Stephanie Klaura eine Nichte des bekannten Kärntner Architekten Markus Klaura ist, wird wiederum auf Papier und durchaus schalkhaft darauf hingewiesen: in Form einer Bauklotzkunde. Aus jener Zeit, in der die Absolventin der Universität für angewandte Kunst Wien noch nicht ihre Siebdrucktextildruckwerkstatt Fabricfabric eingerichtet hatte, ist eine 16 Blätter umfassende Serie von in Mischtechnik bearbeiteten Druckgrafiken zu sehen. Diese bezieht Wortsplitter aus Liebesbriefen ein und zeigt, dass Klaura auch eine subtile Koloristin ist.

Ergänzt wird die Ausstellung recht diskursiv durch Ölbilder und Grafiken des 1986 in Villach geborenen Georg Pinteritsch, der gegenwärtig noch in Linz studiert und mit dem zweiten Preis des Bank-Austria-Wettbewerbs geehrt wurde. Einen Ausgangspunkt seiner Arbeiten bilden jene in der Mathematik mit dem Begriff "Calabi Yau" beschriebenen Mannigfaltigkeiten, denen eine hochkomplexe, zehndimensionale Geometrie zugrunde liegt. Das klingt sehr theoretisch und ist es wohl auch, führt in der malerischen Praxis des Künstlers aber zu wundersamen, durchaus sinnlichen und vollkommen neu anmutenden Bildfindungen.

Anders als bei Stephanie Klaura beruht das, was hier als Muster oder Motivwiederholung erscheint, in Wahrheit auf einer ständigen, wenn auch gelegentlich nur minimalen Variation. Auf die weitere Entwicklung dieses stillen, hochoriginellen Künstlers darf man gespannt sein.

Ein filigranes Objekt mit dem Titel In Search of Lost Time sowie Fotografien der Aktion Alpine Orientierungshilfe der Vorjahrespreisträgerin Natasa Siencnik runden die aufschlussreiche Schau ab. (Michael Cerha, Album, 19.11.2016)