Innsbruck/Kirchdorf in Tirol – Ein 52-jähriger Steirer ist nach einem Schusswechsel bei einem Hotel-Einbruch im Jänner diesen Jahres in Kirchdorf in Tirol am Donnerstag am Landesgericht Innsbruck wegen versuchten Mordes schuldig gesprochen worden. Der Angeklagte wurde zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, absichtlich und gezielt auf einen Polizisten geschossen zu haben.

Das Urteil war vorerst nicht rechtskräftig. Der Verteidiger meldete Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an. Die Geschworenen sprachen den 52-Jährigen mit sechs zu zwei Stimmen schuldig. Der Richtersenat unter dem Vorsitz von Norbert Hofer hatte zuvor das erste Urteil der Geschworenen für "verbesserungsnotwendig" gehalten, da sich in der Begründung Widersprüche aufgetan hätten, meinte Hofer. Der Senat hatte die Laienrichter daraufhin in eine weitere Beratungsrunde geschickt. Der 52-Jährige war für den Einbruch und andere Straftaten bereits im Juli zu vier Jahren Haft verurteilt worden.

"Der Beschuldigte hat einen gezielten Schuss abgegeben und sich damit abgefunden, dass er den Beamten trifft und tödlich verletzt", hatte der Staatsanwalt in seinem Eröffnungsplädoyer gemeint. Der Schuss war letztendlich daneben gegangen und hatte den Polizisten verfehlt. Der Steirer wurde indes von zwei Kugeln aus der Dienstwaffe des Beamten getroffen.

Der Angeklagte hatte sich zu Prozessbeginn nicht schuldig bekannt. Er habe lediglich einen Schuss abgegeben, um den Polizisten dazu zu bringen, auf ihn zu schießen. "Ich wollte, dass mich der Polizist erschießt", so der Steirer. "Ich wusste in dem Moment, dass ich nicht mehr entkommen konnte, ich wollte aber auch nicht wieder ins Gefängnis", fügte der Beschuldigte hinzu. Er sei aus seiner Deckung gesprungen und habe mit einer Hand einen Schuss nach oben in die Luft abgegeben.

Zwei Sachverständige unterstützen mit ihren Gutachten jedoch die Version des Polizisten, wonach der Angeklagte direkt auf den Beamten gezielt habe. Der Polizist hatte in seiner Aussage angegeben, beim Abfeuern des Schusses eine Art Blitz und eine kreisrunde Ausformung des Mündungsfeuers wahrgenommen zu haben. Dies sei nur zu sehen, wenn die Waffe direkt auf den Beobachter gerichtet sei, hatte der Sachverständige erklärt. Auch für Gerichtsmediziner Walter Rabl war die Version des Polizisten glaubwürdig. "Die Schussrichtungen, die durch die erlittenen Verletzungen beim Angeklagten festzustellen waren, passen zu den Angaben des Polizisten und widersprechen den Angaben des Angeklagten", meinte Rabl.

Zu dem Schusswechsel zwischen dem Angeklagten und dem Polizisten war es nach einem Hoteleinbruch am 13. Jänner gekommen. Der 52-Jährige und ein Mittäter waren nach dem Einbruch auf ein begrüntes Dach einer Tennisanlage in der Nähe des Hotels geflüchtet. Spuren im Schnee und ein Polizeihund führten die Beamten schließlich zu den beiden Männern. Als ein Beamter auf das Dach stieg, soll der Angeklagte das Feuer eröffnet haben. Der Polizist habe zur Notwehr zurückgeschossen und den Mann zwei Mal getroffen. (APA, 17.11.2016)