London/Idstein – Der Outdoor-Ausrüster Jack Wolfskin und seine Gläubiger wappnen sich laut Insidern für Verhandlungen über einen Schuldenschnitt. Die Banken und Hedgefonds waren Ende Oktober davon aufgeschreckt worden, dass das deutsche Unternehmen aus Idstein (Hessen) für 2017 nur noch mit einem operativen Gewinn (Ebitda) von 30 Millionen Euro rechnet – halb so viel wie bisher kalkuliert.

Damit wuchsen Zweifel, ob Jack Wolfskin die 365 Millionen Euro Schulden noch bedienen kann, die ihm sein Eigentümer, der US-Finanzinvestor Blackstone, aufgebürdet hat. Nun haben die Banken die US-Investmentbank Houlihan Lokey und die Anwaltskanzlei Kirkland & Ellis als Berater angeheuert, wie mehrere mit der Lage vertraute Personen sagten.

Jack Wolfskin selbst lasse sich von der Investmentbank PJT Partners beraten, die ehemals Blackstone gehört hatte, hieß es in Finanzkreisen. Blackstone hatte vor fünf Jahren 700 Millionen Euro für Jack Wolfskin gezahlt und 485 Millionen Euro davon fremdfinanziert. Doch die Expansion ins Ausland, die sich der neue Eigentümer auf die Fahnen geschrieben hatte, erfüllte die Erwartungen nicht. Firmengründer Manfred Hell hatte Jack Wolfskin nach dem Verkauf verlassen. Dazu kamen Probleme in China, wo das Unternehmen den Vertrieb seiner Funktionsjacken, Rucksäcke und Zelte selbst in die Hand genommen hatte. Doch dabei kamen ihm Währungsschwankungen von Yuan und Dollar in die Quere.

Zurzeit durchleuchtet die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte das Unternehmen. Ergebnisse sollen bis Ende November vorliegen. Insider erwarten, dass die Gläubiger bis Jänner Vorschläge über einen Schuldenschnitt vorlegen. Dabei muss der Eigentümer häufig zumindest einen Teil seiner Anteile an die Gläubiger abgeben, die im Gegenzug auf eine Rückzahlung ihrer Kredite teilweise verzichten.

Schon im Juli 2015 hatte Blackstone auf Druck der Gläubiger 75 Millionen Euro frisches Kapital nachgeschossen, damit die Darlehen verlängert wurden. Nun droht Jack Wolfskin erneut die Kreditauflagen zu verletzen. Die Kredite werden am Kapitalmarkt bereits zu einem Bruchteil ihres Nennwertes gehandelt. Blackstone, PJT Partners, Houlihan Lokey, Kirkland & Ellis und Deloitte wollten sich nicht zu den Informationen äußern. (APA, Reuters, 17.11.2016)