Demo: Radiomitarbeiter und Künstler wollen Stiftungsratschef Dietmar Hoscher (Mitte) vom Funkhaus überzeugen.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien – Kommt der Küniglberg ins Funkhaus, kann das die ORF-Standortdebatte bereichern. Jedenfalls um schöne Dialoge.

Die obersten Entscheider des ORF tagten am Donnerstag im Funkhaus in der Argentinierstraße – ihr Sitzungssaal über Wien-Hietzing ist gerade Baustelle. Da lag es der Belegschaft nahe, den Stiftungsräten und ORF-Managern ein neues Forderungspapier zu überreichen, in dem erklärt wird, warum Ö1 und FM4 besser im Funkhaus bleiben sollten.

"Bisher keine Zahl gehalten"

"Das hat ein Betriebswirt geschrieben", betont ein Ö1-Mitarbeiter bei der Übergabe an einen höchstrangigen ORFler. Der trocken: "Das Accenture-Papier 2012 hat auch ein Betriebswirt geschrieben, und bisher hat keine Zahl gehalten."

Das Papier verglich 2012 Standortszenarien: Weiter verteilt auf Küniglberg, Funkhaus, Ö3 in Heiligenstadt; ein zentraler Neubau, etwa in St. Marx; oder alle ORF-Medien auf den sanierten Küniglberg. Für die Variante sprach die Accenture-Studie, auch indem sie Sanierungskosten und Geldflüsse über ganze 30 Jahre rechnete.

Die Radiomacher, und mit ihnen Künstler und Kulturmanager, verweisen nun auf höhere Sanierungskosten, auf den doch nur teilweisen Verkauf des Funkhauses, auf das doch dort bleibende Landes- und Stadt studio, auf Bürgerinitiativen in Wien-Hietzing, die den Neubau auf dem Küniglberg verzögern und damit verteuern. Sie empfehlen den Stiftungsräten deshalb, das ganze Standortprojekt nachvollziehbar neu berechnen zu lassen. Und am besten Ö1 und FM4 im Funkhaus zu lassen.

Das Standortthema (und kolportierte wie dementierte Kostenüberschreitungen von derzeit sieben bis neun Millionen Euro) beschäftigte die Stiftungsräte lange: Sie forderten das ORF-Management auf, im Zeit- wie Kostenrahmen zu bleiben. "Ziel bleiben die 303 Millionen Euro", erklärte ORF -General Alexander Wrabetz nach der Sitzung. Er versprach zwar, nachzurechnen. Doch dass Ö1 und FM4 dafür im Funkhaus bleiben könnten, schließt Wrabetz aus: "Es bleibt beim Grundsatz der Standortkonzentration." Thomas Zach, Vorsitzender des Finanzausschusses und Sprecher der bürgerlichen Stiftungsräte: "Das Gesamtprojekt wie die Einzelprojekte müssen im Budgetrahmen bleiben."

Gebühren und Bundesländer

Zumindest ebenso lange beschäftigte die Stiftungsräte ein Thema, das nach des Generals Timing noch keines sein sollte: Den Finanzplan für 2017 verschickte der ORF so spät, dass ihn viele Räte am Donnerstag nicht erhalten hatten.

Erst im Dezember will Wrabetz über das Budget 2017 und vor allem die anstehende Gebührenerhöhung abstimmen lassen. Umso länger die Fragen und Debatten am Donnerstag – Zach verlangt etwa ein bis Dezember "konkretes und nachhaltiges Sparkonzept" vor einem Gebührenbeschluss.

Im Stiftungsrat formiert sich freilich eine neue Fraktion, die sich am Donnerstag vor der Sitzung "Freundeskreis" traf: die neun Länderstiftungsräte unterschiedlicher Couleurs. Siggi Neuschitzer (Kärnten) sagt, sie wollen geschlossen gegen geplante vier Millionen Einsparung bei den Landesstudios auftreten. In der Tat könnte die neue Fraktion aber vor allem Wrabetz’ Mehrheit für eine Gebührenerhöhung im Dezember absichern.

"Wenn alle Landesstudios so kostengünstig produzieren würden wie das in Salzburg, gäbe es keine Spardiskussion." Dessen Landesdirektor, Roland Brunhofer, wurde gerade abgelöst. Er könnte nun Sparmeister in der Generaldirektion werden, deutet Wrabetz an: Jemand "mit ausgewiesener Erfahrung" könnte sich um sparsamere Abläufe "im ORF insgesamt" kümmern.

Um das – budgetgekürzte – Programm 2017 ging es indes weit kürzer im Rat. (fid, 17.11.2016)