Am Sonntag wird bei der ersten Vorwahlrunde der französischen Konservativen einen Präsidentschaftskandidat gewählt. Sollte kein Kandidat über 50% der Stimmen erhalten, kommen die zwei Besten in eine zweite Runde, die am 27. November stattfinden würde. Zum ersten Mal bekommen Frankreichs Konservative ihren Spitzenkandidaten durch eine offene Wahl – bisher ist die Entscheidung immer innerparteilich getroffen worden.

Auch bei der Präsidentschaftswahl wird es zwei Wahlgänge geben, im April und Mai 2017. Laut aktuellen Umfragen in Frankreich dürfte sich Marine Le Pen von der rechtsextremen Partei Front National bei der ersten Runde unter die Top zwei platzieren, in der zweiten Runde jedoch gegen den konservativen Kandidaten oder Kandidatin verlieren.

Alain Juppé, Bürgermeister von Bordeaux und ehemaliger Premierminister gilt als Frankreichs beliebtester Politiker. Der 71-Jährige wirbt in seiner Kandidatur mit der Idee eines glücklichen Frankreichs und einer vereinten Nation, für welche die Multikulturalität keine Hürde darstellen sollte. In jüngsten Umfragen führt Juppé mit 36% der Stimmen vor Nicolas Sarkozy, der auf 29% der Stimmen käme.

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Nicolas Sarkozy, Sohn eines ungarischen Aristokraten und einer jüdisch-französischen Mutter, amtierte 2007-2012 als Frankreichs Staatsoberhaupt. Im November 2015 hat er seine Partei von UMP in "Die Republikaner" umbenannt. Als Rechts-Konservativer vertritt der 61-Jährige eine strenge Migrationspolitik. Unter seiner Regierung wurden beispielsweise alleine im Jahr 2009 rund 10.000 Roma zwangsumsiedelt bzw. zurück nach Rumänien geschickt.

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François Fillon, ein weiterer französischer Ex-Premierminister und Jurist, ist für seine wirtschaftsliberalen Ansichten bekannt. Er vertritt die Meinung, dass Frankreich eine Schocktherapie bräuchte, ist ein offener Thatcherismus-Anhänger und ein innerhalb seiner Partei ungewöhnlich starker Pro-Russland-Kandidat. Laut jüngsten Umfragen liegt der 62-Jährige derzeit auf dem dritten Platz hinter Juppé und Sarkozy.

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Jean-Frédéric Poisson ist Vorsitzender der Christlich-Demokratischen Partei (PCD). Er spricht sich gegen die Ehe für Homosexuelle aus. Kürzlich erntete der 53-Jährige mit seiner Aussage, Hillary Clinton sei der zionistischen Lobby unterworfen und stelle daher eine große Gefahr für Europa und Frankreich, viel Kritik.

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Jean-François Copé kann auf eine lange politische Karriere zurückblicken. Der 52-jährige Bürgermeister der nordfranzösischen Stadt Meaux war sowohl als Haushaltsminister und Regierungssprecher als auch als Generalsekretär und später als Parteivorsitzender der UMP tätig. Copé begrüßte 2011 das Niqab-Verbot und das Verbot der Verschleierung des ganzen Gesichtes in der Öffentlichkeit. Politisch steht er damit weiter rechts als Sarkozy.

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Bruno Le Maire, Ex-Landwirtschaftsminister und Mitglied der französischen Nationalversammlung, setzt sich gegen den politischen Islam und für die Erhaltung der französischen Kultur ein und unterstützt auch das Burkini-Verbot. Der 47-Jährige stellt sich als eine politisch frische Alternative dar und gilt als überheblich. Seine Aussage "Meine Intelligenz ist ein Hindernis" bekräftigt diesen Eindruck.

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Nathalie Kosciusko-Morizet ist die jüngste und die einzige unter den konservativen Kandidaten, die eine pro-europäische Politik vertritt. Bei der zweiten TV-Debatte der Konservativen punktete die 43-jährige Ex-Umweltministerin und frühere Sarkozy-Sprecherin als einzige weibliche Kandidatin auch mit ihrer Aussage: "Frauen sind keine 'Diversität'. Sie sind die Hälfte der Gesellschaft." (Anja Malenšek, 19.11.2016)

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