Zu einem Massenphänomen sind Smartwatches bislang nicht geworden, aber immerhin ein Nischenmarkt ist rund um sie entstanden. Die intelligenten Uhren messen Vitalfunktionen, zählen Schritte und sollen durch das Anzeigen von Benachrichtigungen dafür sorgen, dass Nutzer nicht mehr ständig ihr Smartphone aus der Hosen- oder Handtasche nehmen müssen.

Ein elementares Manko ist für viele Konsumenten bislang ein Grund, auf die Anschaffung eines solchen Gerätes zu verzichten: Die Akkulaufzeit. Selbst ausdauernde Modelle müssen bei regelmäßiger Verwendung schon nach wenigen Tagen aufgeladen werden. Ein Umstand, der vielfach als lästig empfunden wird. Das kalifornische Start-up Matrix Industries will nun eine Lösung gefunden haben und hat eine Smartwatch vorgestellt, die sich selbständig aufladen soll, während man sie trägt.

Matrix PowerWatch

Seebeck-Effekt

Funktionieren soll dies über die Umwandlung der Körperabwärme in Energie unter Ausnutzung des Temperaturunterschiedes zur Umgebung. Je größer dieser Ausfällt, desto größer ist auch die Ausbeute gemäß dem 1821 entdeckten "Seebeck-Effekts". Er ist die Umkehrung des Peltier-Effekts, der bei Stromfluss in einem Leiterkreis aus zwei verschiedenen Metallen durch Stromfluss die Entstehung oder den Entzug von Wärme auslöst und der etwa bei Kühlelementen zum Einsatz kommt.

Da die Körpertemperatur in den meisten Breitengraden deutlich über der Umgebungstemperatur liegt, soll dies dazu führen, dass die Uhr stets von alleine geladen bleibt. Insbesondere beim sportlichen Aktivitäten, wenn die Körperabwärme steigt, soll die Power Watch mit guter Energieausbeute glänzen. Nimmt der Nutzer sie ab, wechselt sie in einen Ruhemodus mit niedrigerem Verbrauch.

Für sportliche Puristen

Ohne hardwareseitigen Reduktionen kommt das System allerdings nicht aus. Es handelt sich nicht um eine handelsübliche Computeruhr, die mit einem umfassenden, erweiterbaren System wie Android Wear ausgeliefert wird, sondern um eine Eigenentwicklung mit einem vordefinierten Set an Apps.

Die Uhr kann Schritte zählen und soll über ihren thermoelektrischen Sensor dabei auch präzise erfassen können, wie viele Kalorien der Träger verbraucht. Ebenfalls integriert ist ein Sleeptracker, der Aufschluss über die Qualität des Schlafes und seiner Phasen geben soll.

Dazu liefert man auch Standardfunktionen wie Stoppuhr und Timer. Eine Anzeige von Benachrichtigungen bietet sie nicht, was das Gerät vorwiegend für sportliche Puristen interessant macht.

Low-Power-Hardware

Als Basis dient der "Apollo"-Chipsatz des Herstellers Ambiq, welcher sich vor allem durch extrem niedrigen Energiebedarf auszeichnet. Er bringt einen Cortex-M4F-Prozessor mit Maximaltakt von 32 MHz mit. Er versteht sich mit bis zu 64 KB RAM und 512 MB Flash-Speicher.

Beim runden, monochromen Display setzt man auf die Memory-LCD-Technologie von Sharp. Hier verfügt jeder Pixel über einen Byte an Speicher, in dem sein aktueller Status hinterlegt wird. Auf diese Weise ist es möglich, die Anzeige nur teilweise zu aktualisieren. Bedient wird die Uhr über einen Knopf mit Drehmechanismus, einen Touchsensor gibt es nicht. Die Technik steckt in einem Gehäuse, das dem Eindringen von Wasser bis zu einer Tiefe von 50 Meter (5 ATM) widerstehen soll.

Geht alles nach Plan, sollen die ersten Unterstützer im Juli 2017 ihre Power Watch erhalten.
Foto: Matrix Industries

App

Erfasste Daten sollen über eine App via Bluetooth 4.0 mit Android- und iOS-Geräten ausgelesen und gespeichert werden, ebenso werden über die Handysoftware Einstellungen vorgenommen. Die eigenen Statistiken – etwa gegangene und gelaufene Schritte oder erzeugte Energie – lassen sich mit Freunden vergleichen. Versprochen wird Unterstützung für Android ab Version 4.3 und iOS ab Version 7 und Integration mit Google Fit und Apple Healthkit.

Erfolgreiches Crowdfunding

Die Power Watch ist laut dem Start-up seit fünf Jahren in Entwicklung und soll nun durch Finanzierung per Crowdfunding auf Indiegogo die letzten Schritte zu einem fertigen Produkt machen.

Im vergangenen April wurde ein funktionaler Prototyp fertiggestellt. Laut Roadmap wurde im September das Design finalisiert. Ab Dezember will man sich der Umsetzung der finalen Produktionsversion widmen. So alles nach Plan verläuft, rechnet man im kommenden Juli mit den ersten Lieferungen an Unterstützer.

Das Finanzierungsziel von 100.000 Dollar konnte man bereits mehr als verdoppeln. Aktuell können Interessenten das Projekt mit 129 Dollar (derzeit etwa 120,2 Euro) unterstützen, um eine Power Watch zu reservieren. Die Kampagne läuft noch rund zwei Monate lang.

Hinweis

Da Hardwareherstellung komplex und insbesondere für kleinere Firmen eine Herausforderung ist, sei an dieser Stelle daran erinnert, dass mit der Investition in ein Crowdfunding-Projekt ein gewisses Risiko einhergeht.

Öfters kommt es etwa zu Verzögerungen oder Änderungen des Funktionsumfangs angekündigter Produkte. Auch besteht die Möglichkeit, dass ein Unternehmen sich derart verkalkuliert, dass es nie zur Herstellung eines Produktes kommt. Als nachrangige Investoren haben Nutzer keinen bindenden Anspruch auf Rückerstattung ihres Geldbeitrags. (gpi, 19.11.2016)