Einer der Kernsätze in Marcel Kollers Analyse des Länderspieljahres: "Man muss feststellen, dass es ergebnistechnisch nicht erfolgreich war."

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Bilanz des ÖFB-Teams unter Koller.

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Wien – Zum Erfreulichen: Es gibt 2016 kein Fußballländerspiel mehr. Der letzte Auftritt passte ins Gesamtbild, ein armseliges 0:0 gegen die B-Garnitur der Slowakei erlöste alle Beteiligten vom Übel. Lob gebührte Schiedsrichter Kevin Blom, er hat auf eine Nachspielzeit, die aufgrund der Wechsel berechtigt gewesen wäre, verzichtet. Natürlich gab es auch Lichtchen, Andreas Lukse feierte im Tor ein gelungenes Debüt, auch Michael Madl absolvierte seinen ersten Auftritt im Teamdress nahezu unfallfrei.

Teamchef Marcel Koller hat am Mittwoch das verpatzte Jahr noch einmal öffentlich resümiert, er saß im Mediencenter des Happel-Stadions und hielt einen rund 20-minütigen Monolog. Taktisch keine üble Idee, den Fragen wurde zunächst ausgewichen. Kernsätze der Selbstreflexion: "Man muss feststellen, dass es ergebnistechnisch nicht erfolgreich war." "Die Leichtigkeit und die Lockerheit waren weg, die Spieler haben auch nachgefragt, warum?" "Wir haben alles versucht, haben uns reingehauen, ich bemerkte keine Überheblichkeit." "Dass die Luft oben dünner wird, war uns klar." "Es waren enge Spiele, in beiden Richtungen, es war keine Abfuhr dabei." "Oft wollte der Ball nicht über die Linie." "Wir werden den Weg weitergehen." Ungefragt hat Koller über jede der zwölf Partien erzählt, die Lauscher wollten eigentlich nicht wissen, dass man etwa gegen Georgien das 3:0 hätte machen müssen, dann wäre man nicht in Bedrängnis geraten.

Kein Vertrauensbruch

Und dann doch der Versuch, von der Oberfläche in die Tiefe zu wechseln. Koller ist überzeugt, "dass der Draht zur Mannschaft gut ist. Ich helfe ihnen, versuche, ihnen Selbstvertrauen zu geben, fördere und fordere sie, das Vertrauen bleibt." Der Betreuerstab habe auch in diesem Jahr gut gearbeitet. Warum praktisch alle Spieler, Marko Arnautovic ausgenommen, nicht an die Leistungen des Vorjahres anschließen konnten, weiß eventuell Arnautovic, aber der ist wieder bei Stoke City. Koller versuchte es, mit fehlendem Selbstvertrauen zu erklären. Fakt ist: 2015 sind von Selbstzweifel Geplagte im Team gesundet und gewachsen. Heuer agierten sie schwächer als bei den Vereinen. "Da wartet Arbeit auf uns."

Überlegungen nach Alternativen

Österreich sei, so Koller, ausrechenbar geworden. "Die Gegner kennen uns." Man müsse aber an den Ideen festhalten. "Wollen wir weiter Fußballspielen oder wollen wir mit hohen Bällen agieren? Ich bin für Ersteres." Natürlich müsse man sich Alternativen überlegen, die Dreierkette soll eingeübt werden. "Kann sein, dass man in manchen Phasen auch die Brechstange auspacken muss. Es ist schwierig, kurzfristig Dinge im großen Bereich zu verändern. Wir müssen kleine Dinge besser machen."

David Alaba bleibt im Mittelfeld, gegen die Slowakei war er wieder fast tragisch schwach. Koller: "Er ist ein junger Mensch, wurde erstmals mit Kritik konfrontiert."

Der Schweizer sieht Alaba nicht als linken Außenverteidiger wie es die Bayern tun, sondern als Zentrale. Irgendwann sollte die Zentrale halt auch Alaba sehen, dann wäre die leidige Diskussion vorbei. Interessanterweise kritisierte Koller Alessandro Schöpf, der gab beim 0:1 gegen Irland sein Startelfdebüt. "Alle haben ihn gefordert, er war nicht gut. Das Team ist halt doch eine andere Liga."

Das Motto für 2017 lautet: "Rückkehr auf die Siegesstraße." Die erste Gelegenheit bietet der 24. März, Moldau kommt nach Wien. Sollte nicht gewonnen werden, frage nicht, dann wird die WM 2018 in Russland österreichfrei sein. Julian Baumgartlinger und Schöpf sind gesperrt. (Christian Hackl, 16.11.2016)