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Vom Ersthelfer zum Deutschlehrer: Die Arbeit von Studierenden in der Flüchtlingshilfe hat sich geändert.

Foto: APA/EPA/TOBIAS HASE

Wien – Das Jahr 2015 stand für viele Studierende im Zeichen der Flüchtlingshilfe. In Nickelsdorf, Spielfeld oder am Westbahnhof: Überall waren häufig Studierende die ersten Helfer. Dazu haben nicht zuletzt die vorlesungsfreien Sommerferien beigetragen. Doch einige blieben, auch im Herbst und Winter, und setzten Prioritäten, wie das Wiener Rote Kreuz bestätigt: "Viele Unigänger haben ihr Studium im Wintersemester 2015/16 pausiert."

So auch Monika Alamgir (25). Gemeinsam mit Benjamin Fritz (27) und anderen gründete sie die NGO Train of Hope, die die Flüchtlingshilfe am Hauptbahnhof koordinierte: "Es war eine absolute Ausnahmesituation", rekapitulieren die beiden heute. Über 6000 Menschen waren es, die sich bis Dezember engagierten. "Es wurde als cool angesehen zu helfen. Doch viele waren nach wenigen Tagen wieder weg", sagt Alamgir. Der Trend zu Hilfsbereitschaft sei nichts Schlechtes. "Wir haben Aktionen auf Facebook gepostet, eine halbe Stunde später waren bis zu hundert Leute da. Wahnsinn", so Fritz, der auf der Wirtschaftsuniversität Wien studiert.

Neue Herausforderungen für die Helfer

Heute finde der Einsatz Studierender eher in den Flüchtlingsunterkünften oder in Uniprojekten statt. Ein Jahr nach dem großen Ankommen sind die Herausforderungen andere. Statt Proviant auszugeben, geht es darum, eine leistbare Wohnung für die geflüchteten Familien zu finden und ihnen den Start in ein neues Leben zu ermöglichen. Besonders auf dem Land, wo es oft an Helfern fehlt, wird es zunehmend schwierig, den Menschen Perspektiven zu bieten.

Das sieht auch Alamgir, die islamische Religionspädagogik an der Uni Wien studiert und selbst in einer Flüchtlingsunterkunft arbeitet. Dort sei die Stimmung schon besser gewesen, sagt sie. "Nach einem Jahr herumsitzen macht sich langsam Hoffnungslosigkeit breit." Viele hätten mittlerweile Asylstatus und Anspruch auf Mindestsicherung. Darum müssen sie die Unterkünfte verlassen. Aber wie eine Wohnung finden ohne Arbeitsstelle? Und wie eine Arbeitsstelle ohne fixen Wohnort? "Hätte man früher mit Deutschkursen begonnen, würden die Menschen heute nicht im Regen stehen", sagt Alamgir.

Das Wichtigste ist der Zugang zu Arbeit, hört man auch vom Roten Kreuz. Es gehe um die Zauberwörter Integration und Inklusion, für die es einen langen Atem braucht – und viele Helfer. (David Tiefenthaler, 18.11.2016)