Der "Kardinal-Schlitten" vor dem Stephansdom.

Foto: Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt

Wien – Für Donnerstag planen das offizielle Österreich und die römisch-katholische Kirche im Parlament eine Veranstaltung als "Geste der Verantwortung" gegenüber Kindern, die in Institutionen Opfer von sexueller Gewalt wurden. Kritik wurde schon bei der Ankündigung laut, nun will die Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt auch im öffentlichen Raum gegen den Staatsakt protestieren.

Sepp Rothwangl von der Plattform kritisiert Co-Gastgeber Kardinal Schönborn, weil dieser "seit Aufkommen der Kirchenmissbrauchsskandale die Täter vertreten hat, indem er die Klasnic-Kommission installiert hat. Diese hat die Opfer mit Almosen abgespeist und hält die Daten der Täter bis heute unter Verschluss."

Rothwangl nennt die Veranstaltung eine "Geste der Verantwortungslosigkeit", da die Opfer "selbst nicht einmal zu Wort kommen", und kündigt für denselben Tag eine Protestaktion an. Eine mobile Plastik namens "Kardinal-Schlitten", die 2013 bereits als umstrittenes PR-Vehikel für das – später gescheiterte – Kirchenvolksbegehren genutzt wurde, soll um 16.00 Uhr beim Bundeskanzleramt auffahren, heißt es in einer Aussendung.

Steinhauser lobt Veranstaltung, fordert aber mehr

Der Grüne Justizsprecher Albert Steinhauser hält die Veranstaltung für "absolut richtig", fordert aber mehr: Eine bundesweite staatliche Untersuchungskommission und Anlaufstelle für Betroffene, aber auch ein Denkmal, das "erinnert und mahnt".

"Es ist absolut richtig, dass sich die österreichische Staatsspitze zur Verantwortung bekennt und das auch sichtbar wird", tritt Steinhauser Kritik an der Veranstaltung seitens Betroffener entgegen. Er sieht darin einen "wichtigen Beitrag zur Bewusstseinsschärfung, was jahrzehntelang unter Duldung von offiziellen Stellen Kindern angetan wurde".

Aber der Grüne Justizsprecher mahnt, dass es "keinen Schlussstrich geben" dürfe – und eine solche Veranstaltung "nichts wert ist, wenn daraus nichts folgt". Er fordert den Bund auf, eine Kommission einzusetzen, die die Gewalt an Kindern in kirchlichen und staatlichen Einrichtungen lückenlos aufarbeitet. Eine zentrale Anlaufstelle wäre nötig, weil viele Länder, auch Wien, die Möglichkeit zur Antragstellung beendet hätten. (APA, red, 16.11.2016)