Eine Marchingband, die sich elektronischer Tanzmusik annimmt: das Berliner Ensemble Meute.

Foto: Ole Hoffmann

Wattens – Wenn Musiker mit "richtigen" Instrumenten elektronische Musik nachstellen, sich mit menschlichen Mitteln etwa an akkurate Endlosloops heranwagen, dann könnte einen das ins Philosophieren bringen. Über das Verhältnis Mensch/Maschine, über Aneignung, vielleicht die Frage der Neubeseelung – Gott und die Welt. Oder man drückt es aus wie Thomas Burhorn: "Bei uns sieht man, wie die Basstrommel geschlagen wird. Und das ist geil."

So erklärte der Berliner der Zeit den Erfolg seines Ensembles Meute, einer elfköpfigen Marchingband, die auf House spezialisiert ist. Wie sich das genau anhört, kann man kommenden Freitag am Festival fmRiese im tirolerischen Wattens erleben. Die Disziplin der "Vermenschlichung" elektronischer Tanzmusik vertraten dort schon Brandt Brauer Frick mit ihrem Kammertechno und Elektro Guzzi mit Gitarre-Bass-Schlagzeug-Minimalismus. 2016 ist es also eine Blaskapelle.

Zu hören sind Meute im Doppelpack mit dem Wiener Schlagzeuger und Elektronikfitzler Cid Rim. Der Freitag bildet als reines Herrenkränzchen damit eine Ausnahme im Lineup von fmRiese, das Festivalgründer Christof Dienz 2016 unter das Motto "Girls & Boy" stellte: Man konzentriert sich ansonsten auf Künstlerinnen.

Immerhin ist Boy nämlich auch der Name jenes zürcher-hamburgerischen Frauenduos, das zur Festivaleröffnung seine üppigen Pop-Arrangements auf ein akustisches Set herunterbrechen wird. Zweiter Act am Donnerstag ist die Wiener Band Leyya, die ihre Variation von Triphop präsentiert.

Das am Samstag auftretende Männer-Jazzquartett Hi5 aus Tirol indes passt sich dem Motto an, indem es sich das Streichquartett konStellation sowie die Sängerin Anna Widauer ins Boot holt. Bevor das Festival mit ziemlich starkem "Girls"-Schwerpunkt endet: Die Berlinerin Akua Naru bringt mit sozialkritischem Hip-Hop die Swarovski Kristallwelten zum Erbeben. (Roman Gerold, 16.11.2016)