Anklagechor: Das Stück wird in den weitläufigen Kellergewölben von Schloss Büchsenhausen in Szene gesetzt.


Foto: Freies Theaterfestival

Innsbruck – Das freie Theaterfestival Innsbruck, das bislang eine Leistungsschau einzelner Gruppen der Off-Szene war, hat heuer seine Kräfte auf eine Großproduktion fokussiert. Selbstbewusst setzen sieben Theaterformationen die Aeneis, eine Neufassung von Toni Bernhart nach Vergil, im weitläufig verzweigten Kellergewölbe von Schloss Büchsenhausen in Szene.

Ein vierköpfiges Regieteam (Andrea Hügli, Mona Kraushaar, Thomas Oliver Niehaus, Torsten Schilling) und dutzende Darsteller sind am Werk. Bei der Premiere vergangenen Freitag stemmte ein hochmotiviertes Ensemble in einem dreieinhalbstündigen Kraftakt ein fulminantes Theaterereignis.

Vorbei an der kartoffelschälenden Europa betritt das Publikum durch ein Holztor die Kellerhallen. Von überallher wispert und raunt es lateinische Verse. Beim "Prolog" in Halle 1 wird die Marschrichtung vorgegeben. Aeneas soll die überlebenden Trojaner Richtung Italien führen, Rom muss gegründet werden. Der Haufen schwört sich auf Krieg und Sieg ein.

Dann splittet sich das Geschehen (und das Publikum) auf Stationen auf. In "Troja" werden Hysterie, das Grauen und die Angst spürbar, die in einer Stadt herrschen, die im Krieg vernichtet wird. Aeneas rettet sich und die Seinen aus dem Chaos. Auf ihrem Stopp in "Sizilien" verordnet er seinem Gefolge Sport, den dieses auf Strickleitern ausübt.

In einer berührenden Szene in "Karthago" verliebt sich Dido in den Helden, um dann als Gebrochene zurückgelassen zu werden. In der "Unterwelt" begegnet sie ihm wieder.

Um den Verlauf des Schicksals der Irdischen zanken sich die Götter im "Olymp". Und schließlich landen die Trojaner im gelobten Land "Latium". In bizarrer Szenerie kommt es zum finalen, apokalyptischen Showdown. (Dorothea Nikolussi-Salzer, 14.11.2016)